Sieben Monate vor der Frauenfußball-EM erregen Aussagen von Politikerinnen in der Schweiz Aufsehen. Dabei liegen diese bereits viele Wochen zurück. Ein gutes halbes Jahr vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft der Frauen gibt es in der Schweiz eine vermeintliche Kontroverse rund um das Turnier. Grund sind Aussagen zweier prominenter Politikerinnen, die "zu Unmut bei vielen Fußballerinnen" geführt haben sollen. Dies schreibt zumindest die Schweizer Zeitung "Blick". Im Oktober sagte Politikerin Anna Rosenwasser: "Ich liebe es, über die EM zu sprechen. Denn dann meinen alle, ich interessiere mich für den Fußball. Dabei interessiere ich mich vor allem für Lesben, die Sport machen." Rosenwasser ist in der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz und dort Expertin für LGBTQ-Themen. Auch ihre Parteikollegin Tamara Funiciello steht im Fokus. Sie erklärte damals: "Ich mache einen Monat nichts anderes, als Lesben beim Fußballspielen zuzuschauen." Funiciello ist selbst lesbisch. Schweizer Verband: "Bei uns überhaupt kein Thema" "Blick" griff die Aussagen nun auf und recherchierte dazu. Das vermeintliche Ergebnis: In "Fussballerinnen-Kreisen [sic]" würden diese "kontrovers diskutiert. Denn die beiden Nationalrätinnen landen damit bei Vorurteilen: Wer als Frau Fußball spielt, müsse doch lesbisch sein. Und wer ihnen zuschaut, tue dies nur wegen ihres Aussehens." Ob die Diskussionen allerdings wirklich so "kontrovers" sind, darf zumindest bezweifelt werden. Der Schweizerische Fussballverband (SFV) ließ auf Anfrage des Blatts verlauten: "Toleranz ist einer der unverhandelbaren Grundwerte des SFV. Entsprechend ist das bei uns überhaupt kein Thema. Wir respektieren jede Spielerin und jeden Spieler und begegnen diesen unabhängig von deren sexueller, politischer und religiöser Ausrichtung." Funiciellos Klarstellung Funiciello selbst stellte bei "Blick" klar, dass sie mit ihrer Aussage nicht habe implizieren wollen, dass alle Fußballspielerinnen homosexuell seien, und betonte: "Es ärgere sie, dass Lesbe als Schimpfwort wahrgenommen werde: 'Als wäre unsere Sexualität eine Beleidigung'." Die Europameisterschaft wird zwischen dem 2. und 27. Juli in der Schweiz ausgespielt. Die Partien werden in acht unterschiedlichen Stadien stattfinden. Deutschland spielt dabei in der Gruppe C mit Polen, Dänemark und Schweden.