Noch vor ein paar Jahren spielte Viktor Gyökeres in der 2. Bundesliga. Jetzt jagen die europäischen Top-Klubs den Stürmer – offenbar auch der FC Bayern. Die Liste von Europas Top-Torjägern ist lang und mit hochkarätigen Namen gespickt. Liverpools Mohamed Salah führt das Ranking in England mit 18 Toren in dieser Spielzeit an, dicht gefolgt vom Dominator der vergangenen Jahre, Manchester Citys Erling Haaland (16 Treffer). In Spanien steht derweil Ex-Bayern-Star Robert Lewandowski mit 16 Toren für den FC Barcelona an der Spitze, und in der Bundesliga sieht es ganz danach aus, als würde Harry Kane (aktuell 15 Saisontore) in seiner zweiten Spielzeit in Deutschland sich erneut die Torjägerkanone schnappen, obgleich Frankfurts Omar Marmoush aktuell nur einen Treffer weniger auf dem Konto hat als der Engländer. Die Frage, welcher Torjäger momentan womöglich Europas gefährlichster ist, beantwortet der Blick auf die Top-Ligen des Kontinents aber wohl nicht. Zu gut sind die Statistiken aktuell von Viktor Gyökeres, der in Portugal für den aktuellen Spitzenreiter Sporting aufläuft. Der Schwede steht in dieser Spielzeit allein in der Liga nach 17 absolvierten Partien bei 21 Treffern. Wettbewerbsübergreifend hat Gyökeres gar 32 Tore in 30 Spielen erzielt, zusätzlich sogar noch sechs Assists beigesteuert. Kein Wunder also, dass mittlerweile Europas Spitzenklubs den 26-Jährigen auf dem Zettel haben – auch die Bayern. Spannend dabei: Gyökeres ist in Deutschland nicht einmal ein Unbekannter. Denn er spielte bereits in der 2. Bundesliga . Ein Jahr bei St. Pauli – Tormaschine in England 2019 war es nämlich der heutige Bundesligist und damalige Zweitligist FC St. Pauli , der den Angreifer für ein Jahr vom englischen Premier-League-Klub Brighton & Hove Albion auslieh. Gyökeres sei ein "junger, talentierte Spieler", sagte Sportchef Andreas Bornemann damals über den Neuzugang, der seine offensiven Qualitäten in Hamburg zumindest in Ansätzen durchaus zu präsentieren wusste. In 26 Ligaspielen gelangen ihm sieben Tore und vier Vorlagen. Bei 500.000 Euro lag Gyökeres Marktwert, als er zum FC St. Pauli wechselte, bei 800.000, als er ihn ein Jahr später verließ. Und jetzt? Jetzt ist er auf eine hohe zweistellige Millionensumme angewachsen. Auf sagenhafte 75 Millionen Euro taxiert das Portal "transfermarkt.de" den Marktwert des Goalgetters. Doch wie konnte es so weit kommen? 2020 verlieh Brighton Gyökeres zunächst an Championship-Klub Swansea City weiter. Dort erzielte er in zwölf Pflichtspielen aber nur einen einzigen Treffer. Brighton berief Gyökeres im Januar 2021 zurück – und verlieh ihn direkt an Swansea-Konkurrent Coventry weiter. Ein Glücksgriff für den Leihklub, aber auch für den Stürmer selbst. Zwar hatte Gyökeres nach Ablauf der zweiten Hälfte der Saison 2020/2021 nur drei Ligatreffer für seinen neuen Arbeitgeber in seiner Vita stehen, in der darauffolgenden Spielzeit gelang ihm dann aber der Durchbruch. Unter Trainer Mark Robins blühte er regelrecht auf, steuerte in seiner ersten vollen Saison in Coventry 17 Tore, in seiner zweiten sogar 21 Treffer bei und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass sein Klub beinahe in die Premier League aufstieg. Die Folge: Sporting lotste Gyökeres nach Portugal und zahlte 24 Millionen Euro an Coventry – der Start in das nächste Kapitel der Erfolgsgeschichte. Dreierpack gegen City – Torgarantie in der Nationalelf In Lissabon machte Gyökeres nämlich ab Sommer 2023 genau dort weiter, wo er in Coventry aufgehört hatte. 50 Pflichtspiele absolvierte er in seiner ersten Spielzeit bei seinem neuen Arbeitgeber. Am Ende stand der Angreifer bei 58 Scorerpunkten (43 Tore, 15 Assists). Ein Spitzenwert, der offenbar kein Zufallsprodukt war, wie die 32 Treffer in der aktuellen Saison zeigen. Besonders beeindruckend: Dreimal steuerte Gyökeres in dieser Spielzeit einen Dreierpack bei. Einen davon in der Champions League beim überraschenden 4:1-Erfolg gegen Manchester City Anfang November. Gegen Estrela Amadora in der Liga hatte Gyökeres wenige Tage zuvor bereits sogar vier Treffer in einer Partie erzielt. Ein Kunststück, das ihm auch einige Wochen später in der Nationalmannschaft gelingen sollte. Bei Schwedens 6:0 gegen Aserbaidschan erzielte er in der Gruppe C seine Tore sechs bis neun in der Nations League 2024 – und das im gerade einmal sechsten Spiel. Auch dieser Umstand ließ die Aktie Gyökeres auf dem Transfermarkt in den vergangenen Wochen immer heißer werden. "Viele Augen sind auf ihn gerichtet" "Wie es so kommt, sind viele Augen auf ihn gerichtet, die sich um seine Dienste bemühen, und ich bin mir sicher, dass Sporting genauso scharf darauf sein wird, ihn zu halten", sagte Ex-Trainer Mark Robins in einem Interview mit "Coventry Live" Ende des vergangenen Jahres über seinen ehemaligen Schützling. Womit der frühere Manchester-United-Profi tatsächlich in jeglicher Hinsicht recht haben dürfte. Denn tatsächlich buhlen Medienberichten zufolge bereits einige Spitzenklubs um Gyökeres. Erst vor wenigen Tagen vermeldete der Pay-TV-Sender Sky den FC Barcelona, Manchester City und eben Manchester United als konkrete Optionen für den Angreifer. Mögliches Argument für die "Red Devils": Dort würde er auf seinen ehemaligen Sporting-Trainer Rúben Amorim treffen, der erst vor wenigen Monaten von den Portugiesen nach Manchester wechselte. Beobachten würden ihn dem Bericht zufolge aber auch noch zwei andere Top-Vereine: Champions-League-Sieger Real Madrid – und der FC Bayern München . Ob der deutsche Rekordmeister am Ende aber Ernst macht im Rennen um Gyökeres, ist durchaus fraglich. Unumstrittener Platzhirsch im Sturmzentrum des FC Bayern bleibt Harry Kane, dessen Arbeitspapier noch bis 2027 datiert ist. Gyökeres dürfte wohl nur dann kommen, wenn der Engländer den Klub verlassen würde. Im Winter kommt ein Wechsel für den Ex-Pauli-Profi ebenso wie für Sporting aber offenbar ohnehin nicht infrage. Ein millionenschwerer Abgang scheint laut Sky erst im kommenden Sommer über die Bühne zu gehen. Das heißt: Sporting dürfte den sportlichen Wert des Stürmers aktuell noch höher gewichten als den finanziellen Gewinn durch einen vorzeitigen Verkauf – und ist deshalb offenbar auch eine Vereinbarung mit Gyökeres eingegangen. Das Gentlemen's Agreement Der Vertrag des Offensivmanns in Lissabon läuft nämlich noch bis 2028, ganz frei verhandeln kann Sporting eine mögliche Ablösesumme aber offenbar nicht. Gyökeres besitzt Berichten zufolge eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag. Diese soll bei 100 Millionen Euro liegen. Laut der "Times" und dem "Telegraph" haben der Klub und sein Top-Spieler aber wohl ein sogenanntes Gentlemen's Agreement geschlossen, also eine Abmachung ohne formalen Vertrag. Bleibt Gyökeres bis zum Sommer bei Sporting, lässt der Klub ihn für weniger Geld als in der Ausstiegsklausel vereinbart ziehen. Die Rede ist von 75 bis 80 Millionen Euro. Eine Summe, die der eine oder andere Top-Klub durchaus zu stemmen wüsste und wahrscheinlich auch zu zahlen bereit wäre. Immerhin ist Gyökeres nicht irgendein x-beliebiger Angreifer. Laut Ex-Trainer Mark Robins ist er "einer der besten Spieler und sicherlich einer der besten Stürmer in Europa."