In Doha stehen Israel und die Hamas kurz vor einer Einigung. Doch in der israelischen Regierung gibt es Widerstand aus den extremen Flügeln. In Doha stehen die Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas kurz vor einem Durchbruch. Ein Abkommen, das die Freilassung von Geiseln und eine temporäre Waffenruhe beinhaltet, scheint greifbar nahe. Doch in der israelischen Regierung sorgt der geplante Deal für heftige Gegenwehr. Zwei Politiker des rechtsradikalen Flügels in Israel, Itmar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich, lehnen den Vorschlag vehement ab – und drohen sogar mit dem Sturz der Regierung. Waffenstillstand mehrfach verhindert Der nationale Sicherheitsminister Itmar Ben-Gvir der religiös-nationalen Partei Otzma Yehudit sorgte am Montag mit einer Videobotschaft auf X, in der er verkündete, sich gegen einen gemeinsamen Waffenstillstand stellen zu wollen, für Aufsehen. Zudem behauptete er, sich in der Vergangenheit mehrfach gegen Abkommen im Gaza-Krieg gestellt zu haben und diese mit seinem Regierungspartner, dem rechtsextremen Politiker und Finanzminister Bezalel Smotrich verhindert zu haben. In der Videobotschaft forderte Ben-Gvir, Smotrich erneut dazu auf, sich gemeinsam einem Abkommen in den Weg zu stellen. Auf X bezeichnete Ben-Gvir das geplante Abkommen als "schrecklich" und warf der Regierung vor, mit der Freilassung von "hunderten mordenden Terroristen" alle militärischen Erfolge im Gaza-Krieg zu zerstören. "Dieser Deal ist eine Kapitulation Israels vor der Hamas", erklärte er. Smotrich, der Finanzminister und Vorsitzende der rechtsextremen Partei Religiöser Zionismus verfolgt eine ebenso kompromisslose Linie wie sein umstrittener Regierungspartner. Obwohl er sich in seiner jüngsten Stellungnahme nicht explizit gegen das Abkommen aussprach, betonte er, dass sein einziges Ziel "der totale Sieg über die Hamas sei". "Wir müssen die Kriegsziele erreichen: die völlige militärische und zivile Vernichtung der Hamas und die Heimkehr aller Geiseln", so Smotrich. Entsetzen bei den Angehörigen der Geiseln Bei den Angehörigen der Geiseln sowie oppositionellen Politikern riefen diese Äußerungen scharfe Kritik hervor. Sie werfen dem Premierminister Netanjahu schon lange vor, den Erhalt seiner Regierung über den Erfolg in einem Geiselabkommen zu stellen. In den jüngsten Äußerungen der Regierungsmitglieder sehen sie ihre Annahmen bestätigt. "Er gibt offen zu, dass er aus politischen Gründen eigenhändig einen Deal verhindert hat", sagte Gil Dickmann, ein Verwandter von Carmel Gat , die letztes Jahr von ihren Entführern in einem Tunnel in Gaza getötet wurde. "Ohne ihn wäre Carmel heute noch am Leben." Dickmann forderte Netanjahu und Smotrich auf, dem "Blutsaugen" Ben-Gvirs nicht nachzugeben. Sollten sich die beiden Extremisten dazu entscheiden, dem Abkommen zuzustimmen, statt die Regierung zu verlassen, hätte Premierminister Netanjahu trotzdem mit der Unterstützung seiner anderen Regierungspartner die Mehrheit im Parlament. Dennoch versucht Netanjahu Berichten zufolge, die beiden Hardliner an Bord zu halten, damit das angestrebte Abkommen eine möglichst breite Unterstützung erfährt. Während eines gemeinsamen Treffens betonte Netanjahu gegenüber Smotrich, dass Israel es sich nicht leisten könne, die Chancen zu verpassen, die sich aus der kommenden Trump-Regierung ergeben. Es wird erwartet, dass die kommende Trump-Administration Israel stärker unterstützen werde als die Regierung von US-Präsident Joe Biden . Netanjahu soll Smotrich zudem auch gesagt haben, dass es unklar sei, wann es eine weitere Chance für einen Geiseldeal geben werde, wenn dieser nicht jetzt abgeschlossen wird. Drei-Stufen-Plan für den Gazastreifen Israelischen Medienberichten zufolge liegt in Doha ein Drei-Stufen-Plan, der unter anderem mit Vertretern der scheidenden und kommenden US-Regierung verhandelt wird, vor. Phase eins sieht eine 42-tägige Waffenruhe vor, in der 33 israelische Geiseln, die am 7. Oktober 2023 von Hamas entführt wurden, freikommen sollen. Im Gegenzug könnte Israel 1.000 palästinensische Häftlinge freilassen. Die israelischen Truppen sollen sich schrittweise aus den bewohnten Gebieten Gazas, einschließlich des Grenzgebiets zu Ägypten , zurückziehen. Vertriebene Palästinenser aus dem Norden Gazas sollen in den Süden zurückkehren können, und die humanitäre Hilfe soll deutlich ausgebaut werden. Laut dem " Wall Street Journal" hat die Hamas Zusagen akzeptiert, die Verhandlungen mit Israel am 16. Tag der Waffenruhe fortzusetzen. Phase zwei soll den israelischen Truppenabzug regeln, Phase drei den Wiederaufbau Gazas und eine politische Lösung. Nach Angaben von palästinensischen Behörden wurden im Gazastreifen bislang mehr als 46.500 Menschen getötet und mehr als 109.000 verletzt. Auslöser des Krieges war das Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 mit 1200 Toten und 251 Verschleppten.