Jeden Tag beantwortet ein Experte aus der t-online-Ratgeberredaktion eine Leserfrage rund ums Geld. Heute: Wie werde ich meine Schulden schnell los? Schulden können belastend sein und den Alltag finanziell stark einschränken, vor allem wenn das gesamte Einkommen schon lange vor Monatsende aufgebraucht ist. Und sie können einen schnell überfordern, wenn der Überblick verloren geht. Doch wie wird man Schulden effektiv und schnell wieder los? Experten sind sich einig: Mit der richtigen Strategie und Disziplin ist der Weg aus der Schuldenfalle machbar – und oft schneller, als man denkt. Überblick verschaffen Der erste Schritt auf dem Weg zur Schuldenfreiheit ist, sich einen Überblick über die eigene finanzielle Situation zu verschaffen. Listen Sie alle Schulden auf – von Kreditkartenschulden über Dispokredite bis zu Ratenkrediten – und notieren Sie die Gesamtsumme. Auf diese Weise wird deutlich, wie hoch ihre zusätzlichen monatlichen Belastungen tatsächlich sind. Es ist wichtig, die Zinssätze und monatlichen Raten im Blick zu behalten. Experten sagen, dass dieser Überblick hilft, anschließend Prioritäten zu setzen. Zum Beispiel können Sie so besser entscheiden, welche Schulden zuerst abgezahlt werden sollten. Einsparpotenziale erkennen Ein strukturiertes Budget hilft, Sparpotenziale zu erkennen. Schreiben Sie zunächst Ihre monatlichen Einnahmen sowie alle fixen und variablen Ausgaben auf. Zu den fixen Ausgaben zählen Miete, Versicherungen, Abonnements, Strom, Internet und zum Beispiel auch die Monatskarte für den öffentlichen Nahverkehr. Zu den variablen Ausgaben zählen Einkäufe im Supermarkt, Restaurantbesuche, Freizeit und Unterhaltung, Shopping, aber auch Reparaturen am Auto oder im Haushalt sowie Taxifahrten, Medikamente, Urlaub und Reisen. Fixe Ausgaben sind in der Regel nicht verhandelbar, variable Ausgaben hingegen schon. Überprüfen Sie deshalb insbesondere hier den Anteil Ihrer monatlichen Ausgaben und überlegen Sie, was Sie wirklich brauchen. Kündigen Sie unnötige Abos, prüfen Sie Handy- und Internetvertrag auf billigere Optionen, kochen Sie mehr zu Hause. Auch kleine Gewohnheitsänderungen wie der Verzicht auf Coffee-to-go oder unnötige Online-Einkäufe können hier bereits große Veränderungen bewirken. Setzen Sie das frei werdende Geld gezielt zur Schuldentilgung ein. Tipp: Ein Haushaltsbuch kann helfen, unnötige Ausgaben zu erkennen und zu reduzieren. Schneeball- und Lawinenmethode Beim Abbau von Schulden haben sich zwei Strategien bewährt: die Schneeball- und die Lawinenmethode. Die Schneeballmethode fokussiert sich auf die kleinsten Schulden, die schnell abbezahlt werden können, unabhängig von den Zinssätzen. Diese zahlen Sie so schnell wie möglich komplett ab. Sobald die erste Schuld beglichen ist, nehmen Sie das freigewordene Geld und zahlen die nächstgrößere Schuld ab. Durch diesen Prozess entsteht ein "Schneeballeffekt": Mit jeder getilgten Schuld wächst der Betrag, den Sie für die nächste einsetzen können. Auf diese Weise kommen Sie immer schneller beim Schuldenabbau voran. Zudem entstehen Erfolgserlebnisse, die Sie motivieren, und Sie bleiben konsequent dran. Schritt für Schritt: Diese Schulden sollten Sie zuerst begleichen Teure Erbschaft: Wer bezahlt meine Schulden, wenn ich sterbe? Die Lawinenmethode hingegen legt den Fokus auf Schulden mit den höchsten Zinssätzen, wodurch langfristig Zinskosten eingespart werden. Hierbei zahlen Sie zuerst die Schulden mit den höchsten Zinssätzen ab, während Sie bei allen anderen Schulden nur die Mindestbeträge begleichen. Sobald die erste, teure Schuld getilgt ist, nehmen Sie das freigewordene Geld und setzen es für die nächste Schuld mit dem zweithöchsten Zinssatz ein. Ein Vorteil der Lawinenmethode ist, dass Sie langfristig weniger Geld für Zinsen ausgeben und Ihre Gesamtschulden schneller kleiner werden. Allerdings sind hier die Erfolge weniger schnell sichtbar als bei der Schneeballmethode. Finanzexperten empfehlen, sich für die Methode zu entscheiden, die am besten zu Ihrer Situation und Motivation passt. Zusatzeinnahmen generieren Eine weitere Möglichkeit, schneller schuldenfrei zu werden, ist die Erhöhung des Einkommens. Einfache Möglichkeiten sind Nebenjobs wie Kellnern, Aushelfen im Supermarkt, Lieferservice oder Arbeiten im Einzelhandel . Aber auch der Verkauf von nicht mehr benötigten Gegenständen wie Kleidung, Möbel oder Elektronik über Online-Plattformen wie Ebay, Vinted oder Kleinanzeigen kann zusätzliche Einnahmen bringen. Wenn Sie kreativ oder handwerklich begabt sind, nutzen Sie Ihre Fähigkeiten als Grafikdesigner, Texter oder Handwerker. Freiberufliche Arbeiten können ein wertvolles Zusatzeinkommen generieren, das vollständig in die Schuldentilgung fließen kann. Achten Sie jedoch darauf, dass Sie Ihre Einkünfte aus freiberuflicher Nebentätigkeit in Ihrer Steuererklärung angeben. Nebeneinkünfte: Sind Einnahmen aus Studienteilnahmen steuerfrei? Auch Umfragen oder Produkttests bringen ein kleines, aber regelmäßiges Einkommen. Wichtig ist, dass der Nebenverdienst nicht zu viel Zeit und Energie in Anspruch nimmt, damit der Hauptjob nicht darunter leidet. Jeder Euro, der während der Entschuldung zusätzlich in die Haushaltskasse fließt, beschleunigt den Schuldenabbau erheblich. Mit Gläubigern sprechen Vergessen Sie nicht, mit Ihren Gläubigern zu sprechen, also denjenigen, denen Sie Geld schulden. Viele Kreditgeber sind bereit, Zinssätze zu senken oder die Ratenzahlung neu zu verhandeln, da sie selbst daran interessiert sind, ihr Geld zurückzubekommen. Sie können beispielsweise eine Streckung der Ratenzahlung vorschlagen, um die monatliche Belastung zu senken. Das bedeutet, dass Sie zwar länger zahlen, die Beiträge pro Monat aber kleiner werden. Probleme mit Schulden: Wann verjähren sie? Schutz vor Pfändung : Das sind die Vor- und Nachteile eines P-Kontos Eine weitere Möglichkeit besteht darin, um niedrigere Zinssätze zu bitten, wodurch die Schulden insgesamt günstiger werden. Manchmal sind Gläubiger auch bereit, auf einen Teil der Schulden zu verzichten (zum Beispiel bei einer Vergleichszahlung), wenn Sie im Gegenzug eine Einmalzahlung leisten. Dispo umschulden Auch eine sogenannte Umschuldung kann sinnvoll sein. Dabei ersetzen Sie Kredite mit hohen Zinssätzen durch einen neuen Kredit mit niedrigeren Zinsen. Nutzen Sie zum Beispiel regelmäßig Ihren Dispo – ist Ihr Girokonto also regelmäßig mit einem größeren Betrag im Minus – ist es ratsam, diese Schuld durch einen Ratenkredit mit meist deutlich geringeren Zinsen abzulösen. Geld sparen mit der Umschlagmethode: Anleitung für Anfänger 50-30-20-Regel: Wie viel sollte ich sparen? Schuldnerberatung in Anspruch nehmen Sollten Sie sich jedoch von der Schuldenlast überfordert fühlen, zögern Sie nicht, eine professionelle Schuldnerberatung in Anspruch zu nehmen. Ein Gespräch ist immer besser, als die Zahlungen einfach einzustellen. Gemeinnützige Organisationen oder spezialisierte Berater können helfen, einen realistischen Plan zu erstellen und mit Gläubigern zu verhandeln. Gerade in komplizierten Fällen ist diese Unterstützung oft sinnvoll und entscheidend. Oft lassen sich so machbare Vereinbarungen treffen, die Ihnen helfen, die Schulden schneller und stressfreier loszuwerden. Möglicherweise rät der Schuldnerberater Ihnen zur Privatinsolvenz . Lesen Sie hier, wie Sie mit einer Privatinsolvenz die Schulden hinter sich lassen können und wann sie nicht möglich ist . Eine Privatinsolvenz ist oft der letzte Ausweg, gibt jedoch vielen Menschen eine zweite Chance auf ein schuldenfreies Leben.