Bei der Handball-WM steht speziell Spielmacher Juri Knorr wieder einmal im Mittelpunkt. Keine einfache Situation für ihn, wie auch ein guter Bekannter des DHB-Stars weiß. Aus Dänemark berichtet Nils Kögler Am späten Mittwochabend stockte Handball-Deutschland kurz der Atem: Als Spielmacher Juri Knorr beim WM-Auftakt der deutschen Handballer gegen Polen (35:28) Mitte der zweiten Halbzeit ausrutschte, sich das Knie verdrehte und daraufhin den Platz verlassen musste, stand Schlimmstes zu befürchten. Die Sorge um Knorr stellte den Auftaktsieg der DHB-Auswahl nahezu in den Schatten. Zwar konnte der DHB am Donnerstag dann leichte Entwarnung geben – es handele sich wohl nicht um eine schlimmere Verletzung und Knorr werde weiter zur Verfügung stehen ( mehr dazu lesen Sie hier ) –, doch die Aufregung um einen möglichen Ausfall Knorrs stand symbolisch für ein größeres Phänomen: Jeder Schritt des deutschen Spielmachers wird besonders genau beäugt. Er steht im Scheinwerferlicht. Er ist der Hoffnungsträger und entsprechend viel wird von ihm erwartet. Knorr hadert mit der Aufmerksamkeit Dass das für ihn nicht immer einfach ist, gab Knorr bereits häufiger freimütig zu. Er selbst beschreibt sich als nachdenklich und sensibel. Wie sehr ihn die Rolle des Leistungsträgers belastet, war auch im vergangenen Jahr bei der Europameisterschaft im eigenen Land deutlich zu spüren, als er nach Niederlagen hart mit sich ins Gericht ging. Einer, der Knorr ebenfalls gut kennt, ist Andy Schmid. Die Schweizer Handball-Legende gilt als Knorrs Mentor. Zwei Jahre lang spielten sie zusammen bei den Rhein-Neckar Löwen. Nach seinem Karriereende im vergangenen Jahr ist Schmid nun Schweizer Nationaltrainer. Mit seiner Mannschaft trifft er am Freitag im zweiten Vorrundenspiel auf die DHB-Auswahl. Am Tag vor dem Spiel äußerte er sich ausführlich zur Situation Knorrs. "Er hat eine extreme Last zu tragen" "Manchmal erkenne ich mich selbst in Juri wieder", sagte Schmid. Auch er habe sich während seiner Karriere viele Gedanken gemacht. "Juri ist sehr sensibel und die Presse tut ihm vielleicht keinen Gefallen, wenn sie ihn immer ins Scheinwerferlicht stellt und alles Hop oder Flop beurteilt", so der 41-Jährige. Für Knorr sei das eine schwierige Situation, immerhin sei er immer noch erst 24 Jahre alt. "Er ist schon extrem weit und er hat eine extreme Last zu tragen. Deswegen glaube ich nicht, dass es ihm guttut, wenn er immer so krass im Scheinwerferlicht steht", sagte Schmid. "Er sucht es ja auch nicht und deshalb verstehe ich es manchmal nicht, dass man ihn immer so da hineindrückt." Flucht ins Ausland Nach der laufenden Saison wechselt Knorr ins Ausland. Von den Rhein-Neckar Löwen geht es für ihn zum dänischen Topklub Aalborg. Schmid sieht darin durchaus einen Zusammenhang mit der Aufmerksamkeit, die Knorr in Deutschland zuteilwird: "Es kommt nicht von ungefähr, dass er den Weg ins Ausland sucht. Das hat er sich schon auch gut überlegt und er möchte da wahrscheinlich auch ein bisschen herauskommen", erklärte Schmid. "Superstar oder Flop. In Deutschland gibt es eigentlich nichts dazwischen", beschrieb er die Öffentlichkeit hierzulande. Er selbst könne das zwar verstehen, "aber ich glaube, Juri gefällt diese Situation nicht, wenn ich ehrlich bin. So kenne ich ihn und so schätze ich ihn ein." Gleichzeitig nahm Schmid seinen Kumpel aber auch in die Pflicht: "Er ist Rückraum Mitte des größten Handballverbandes und deshalb muss er diese Rolle auch annehmen." Es sei ein zweischneidiges Schwert, "aber ich stehe natürlich auf Juris Seite", so Schmid.