Australian Open: Zverev verliert gegen Sinner – "das wird schwer für ihn"
Deutschlands bester Tennisspieler scheitert erneut kurz vor seinem großen Ziel. TV-Experte Patrik Kühnen erklärt, warum er sich davon einen positiven Effekt für Zverev erhofft. Der dreimalige Davis-Cup-Sieger und heutige TV-Experte Patrik Kühnen ist nach der Niederlage von Alexander Zverev im Finale der Australian Open überzeugt: "Dieses Match zu verarbeiten, wird schwer für ihn." Das sagte Kühnen nach dem 3:6, 6:7 (4:7), 3:6 gegen den italienischen Weltranglistenersten Jannik Sinner im Gespräch mit t-online. Allerdings hofft er auch auf einen positiven Effekt auf Zverevs anhaltende Jagd nach dem ersten Grand-Slam-Sieg: "So ein Match wird ihn motivieren, weiter an sich zu arbeiten, um dieses große Ziel dann endlich zu erreichen." Zverev habe "noch immer Zeit und Potenzial, sich weiter zu verbessern und die beste Version seiner selbst zu werden. Er hat alle Möglichkeiten dazu." Zverev habe auch "ein fantastisches Turnier gespielt. Er hat heute alles versucht, das in seiner Macht stand, um das Finale zu gewinnen. Aber Jannik Sinner hatte in den entscheidenden Momenten stets eine Antwort auf seine Schläge." Wichtige Details hätten im Endspiel dazu den Ausschlag gegeben. Zverev habe "ein ganz starkes Jahr 2024" gespielt, in dem er es bis auf Weltranglistenplatz zwei geschafft hat. "Und da hat er durchschnittlich 70 Prozent seiner ersten Aufschläge ins Feld gebracht. Heute waren es aber nur 60 Prozent. Auf diesem hohen Niveau machen solche Nuancen einen enormen Unterschied – und das hat sich Sinner zunutze gemacht." Der 23-jährige Südtiroler "war heute einfach eine Klasse für sich. Er hat über die gesamte Partie keinen einzigen Breakball zugelassen – allein das spricht schon für seine enorme Aufschlagstärke, seine Resilienz und die Fähigkeit, in den wichtigen Momenten sein absolut bestes Tennis zu spielen." Sinner habe "eine unglaublich starke Leistung gezeigt, meiner Meinung nach sogar seine beste Leistung im gesamten Turnier", erklärt Kühnen weiter. "Man muss es nicht verkomplizieren: Jannik Sinner war in diesem Finale einfach der bessere Spieler." Zverev "hat sich deutlich stabilisiert" Einzig beim Stand von 4:5 im zweiten Satz habe Sinner, der Probleme mit dem linken Oberschenkel zu haben schien, etwas gewackelt. "0:30 stand es da aus seiner Sicht. Das war vielleicht das einzige kleine Fenster, das sich für Alexander Zverev mal aufgetan hat während des Matches. Aber dann kam eine Sinner-Serie von mehreren ersten Aufschlägen – und das zeigte seine Extraklasse, dass er ausgerechnet in diesem Moment dann doch noch wieder alles abrufen konnte, was nötig war." Beeindruckt hat Kühnen indes aber auch Zverevs Auftreten während des Turniers: "Er ist als Spieler und als Mensch gereift", sagt der 58-Jährige im Hinblick auf Zverevs souveräne, reflektierte Interviews nach den Matches. Der Olympiasieger von Tokio sei "nochmals ein viel, viel besserer Spieler geworden in den letzten 12, 18 Monaten. Er hat sich deutlich stabilisiert, sein Aufschlag ist einer der absolut besten der Tenniswelt." Der langjährige Kapitän des deutschen Davis-Cup-Teams hält einen negativen Effekt der mittlerweile dritten Niederlage in einem Grand-Slam-Finale für unwahrscheinlich: "Natürlich wird Zverev es weiter versuchen, der Sieg bei einem Grand Slam wird weiter sein Ziel bleiben. Klar ist die Konkurrenz groß, besonders mit Sinner und Carlos Alcaraz, die beide auch noch etwas jünger sind als er." Kühnen ist sicher: "Er wird an sich arbeiten." Die Konkurrenz mit Sinner und Alcaraz könnte sogar einen positiven Effekt haben: "Auch ein Roger Federer , ein Rafael Nadal und ein Novak Djokovic haben sich gegenseitig gebraucht, um sich zu neuen Höhen zu pushen." Kühnen sagt voraus: "Sinner, Zverev und Alcaraz sind für mich die drei, die in dieser Saison stets die Top-Kandidaten auf die großen Titel sind."
