Überfall auf Geldtransporter vorgetäuscht? Urteil erwartet
Ein Geldtransporter wird überfallen, Mitarbeiter werden bedroht, die Räuber verschwinden mit der Beute. Wirklich? Denn es gibt Zweifel an den Aussagen der Männer. Nun entscheidet das Gericht. Es klingt wie aus einem Drehbuch der TV-Krimiserie "Soko Stuttgart": Vor einem Jahr bremst ein Geldtransporter auf einem Feldweg in Ludwigsburg ab, weil ein anderes Auto den Weg versperrt. Der Beifahrer des Werttransporters will dem älteren Mann mit Gehstock wegen der Panne helfen - und tappt in die Falle. Denn der vermeintliche Senior zückt eine Pistole, Komplizen kommen hinzu, eine Panzerfaust ist mit im Spiel und wenig später verschwindet die Bande mit knapp 3,8 Millionen Euro Beute. Allein: War das wirklich so? Vor Gericht beteuern die beiden angeklagten einstigen Mitarbeiter der privaten Sicherheitsfirma ihre Unschuld. Doch die Staatsanwaltschaft ist sich sicher, dass an ihren Aussagen etwas faul ist. Aus ihrer Sicht war der angebliche Überfall nach Hollywood-Manier nur vorgetäuscht. Nun muss das Gericht entscheiden, welcher Version es mehr Glauben schenkt. Ein Urteil wird gegen 14.00 Uhr erwartet. Von der Beute fehlt bis heute jede Spur. Die Opfer seien eigentlich die Täter, sie hätten mit noch unbekannten Kumpanen gemeinsame Sache gemacht, sagt der Staatsanwalt und ergänzt: "Die Geschichte der beiden Männer passt nicht zu den Beweisen, die wir in diesem Prozess erhoben haben." Wegen Diebstahls mit Waffen und Vortäuschens einer Straftat plädiert er auf Haftstrafen von jeweils acht Jahren für einen 43 und einen 25 Jahre alten Angeklagten. Die Verteidiger des angeklagten Algeriers und seines Kollegen aus Syrien sehen die Schuld ihrer Mandanten hingehen nicht als erwiesen an. Sie fordern, die beiden Männer freizusprechen. Sogenannte Innentäterschaften in Form von vorgetäuschten Überfällen kommen laut Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) wiederholt vor. Insgesamt geht es aber um vergleichsweise wenige Fälle. Laut Statistik des Bundeskriminalamts wurden im Jahr 2023 bundesweit vier gesicherte Spezialtransporte überfallen, alle Versuche blieben demnach erfolglos. In Baden-Württemberg wurde laut Landeskriminalamt in den Jahren 2022 und 2023 kein einziger Fall registriert. "Die Fallzahlen im Bereich dieses Kriminalitätsphänomens bewegen sich seit Jahren konstant auf einem sehr niedrigen Niveau", teilte das LKA mit. Das habe vor allem mit den strengen Vorschriften für die Mitarbeiter und mit den schärferen Sicherheitsrichtlinien zu tun, sagt BDGW-Sprecherin Silke Zöller. Die Fahrzeuge seien gepanzert und sicher. "Steigen die Mitarbeiter nicht aus, ist die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Überfalls extrem niedrig", sagt sie. Selbst bei einer Panne des Transporters sei es Vorschrift, sitzenzubleiben und die Polizei zu rufen.