Bundestagswahl: Alle Spitzenkandidaten haben das gleiche Problem
Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser, nur noch zwei Wochen bis zur Bundestagswahl. Spreche ich mit Kollegen oder Freunden über Politik, fallen mir zwei Dinge auf. Erstens reden viele freimütiger als früher über ihre Präferenzen, kaum jemand verheimlicht seine politische Einstellung. Zweitens wissen viele auch jetzt noch nicht, welcher Partei sie ihre Stimmen geben wollen. "So schwer wie in diesem Jahr fiel es mir noch nie", höre ich sie sagen oder "eigentlich gefällt mir gar keine Partei so richtig". Zustimmendes Nicken in der Runde. Diese Ratlosigkeit steht im Kontrast zur Größe der gegenwärtigen Herausforderungen. Von der Innen- bis zur Außenpolitik, von der Wirtschaft und der Energieversorgung über Bildung, Digitalisierung und Migration bis zur Verteidigung und zum Sozialwesen gibt es so viel zu tun und so viele dringende Entscheidungen zu treffen, dass die Antworten der Parteien eigentlich genug Trennschärfe für eine klare Wahlentscheidung bieten müssten. Dass sich trotzdem so viele Bürger schwertun, lässt sich kaum durch mangelnde Informationen erklären. Medien wie t-online berichten hoch und runter über den Wahlkampf, allabendlich laufen im Fernsehen politische Talkshows, und dann gibt es ja auch noch den Wahl-O-Mat. Meine Vermutung ist: Die Ratlosigkeit hat etwas mit den Spitzenkandidaten zu tun. Zwar gelten die Damen und Herren alle als Politikprofis, aber sie sind auch alle stark umstritten. Einen Strahlemann oder eine Strahlefrau, die aus den Niederungen des Politikbetriebs herausragt wie Gerhard Schröder bei seinem ersten Wahlsieg 1998 oder Angela Merkel bei ihrem Triumph 2013 sucht man vergebens. Dieses Manko scheint auch den Kandidaten bewusst zu sein. Man merkt es ihnen an, wenn man sich mit ihnen unterhält. Großes Selbstbewusstsein zeichnet sie allesamt aus, klar. Aber sie spüren auch, dass sie noch nicht einmal 40 Prozent der Wahlbevölkerung überzeugen können. Keiner von ihnen. Diese Schwäche versucht mancher mit markigen Sprüchen zu kaschieren, andere mit Ausflüchten oder mit Gekeife. Wie das auf Sie wirkt, müssen Sie selbst entscheiden. Wir Redakteure helfen gern, dass Sie sich ein Bild machen können. Deshalb haben wir Interviews mit den Spitzenkandidaten geführt, die ich Ihnen gern empfehle: Hier finden Sie die Gespräche mit Olaf Scholz (SPD), mit Friedrich Merz (CDU/CSU), mit Robert Habeck (Grüne) und mit Christian Lindner (FDP). Ines Schwerdtner (Linkspartei) folgt, auf die Einlösung der Zusage von Alice Weidel (AFD) warten wir noch. Bleibt Sahra Wagenknecht, mit der meine Kollegen Carsten Janz und Daniel Mützel im heutigen Tagesanbruch-Podcast diskutieren. Auch das ist ein aufschlussreiches Gespräch geworden : Abonnieren auf Spotify | Apple Podcasts || Transkript lesen Nun wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende. Am Montagmorgen kommt der nächste Tagesanbruch mit dem Kommentar zum Fernsehduell zwischen den Kanzlerkandidaten Scholz und Merz. Herzliche Grüße Ihr Florian Harms Chefredakteur t-online E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de Gefällt Ihnen der Tagesanbruch? Dann leiten Sie diesen Newsletter an Ihre Freunde weiter. Haben Sie diesen Newsletter von einem Freund erhalten? Hier können Sie ihn kostenlos abonnieren. Alle Podcast-Folgen der Diskussion am Wochenende finden Sie hier in einer Liste auf Spotify . Alle bisherigen Tagesanbruch-Ausgaben finden Sie hier . Alle Nachrichten von t-online lesen Sie hier . Mit Material von dpa.