Es ging lebhaft zu beim TV-Duell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz. Höhepunkt der Debatte war wohl der Moment, als der CDU-plötzlich in sein Jackett griff. Es wurde heftig diskutiert beim Duell der beiden Bewerber um die Kanzlerschaft am Sonntagabend. Der Amtsinhaber Olaf (SPD) und sein Herausforderer Friedrich Merz (CDU) schenkten sich nichts bei dem zur besten Sendezeit ausgestrahlten Schlagabtausch. Und der Christdemokrat geriet gleich zu Beginn der Auseinandersetzung in die Defensive, als es um seine umstrittene Initiative zur Asyl- und Migrationspolitik im Bundestag ging. Sowohl Scholz, als auch die beiden Moderatorinnen, Maybrit Illner für das ZDF und Sandra Maischberger für die ARD , nahmen Merz bei dem Thema in die Pflicht. Merz schien in der Defensive zu sein. Dann machte er etwas, das nicht nur bei den Zuschauern, sondern auch bei den Anwesenden im Studio offensichtlich für Erstaunen sorgte. Er griff in die Innentasche seines Jacketts und zog einen gelben Zettel hervor. Dann ging er Scholz direkt an: "Sie haben das ja mal im vorletzten Jahr im Interview mit der 'Thüringer Allgemeinen' gesagt. Da haben Sie gesagt: 'Aber wenn die Stimmen der AfD für die Mehrheit benötigt werden?' Ihre Antwort: 'Das ist doch keine Zusammenarbeit'" Merz machte an dieser Stelle eine Pause und schaute zu Scholz herüber. Der Kanzler gab sich zunächst ungetrübt. Scholz: "Darauf habe ich ausdrücklich hingewiesen" Merz konfrontierte ihn sodann mit weiteren Passagen des Zitats, in dem es um die Möglichkeit einer parlamentarischen Zusammenarbeit mit der in Teilen rechtsextremen Partei in Bundestagen und Landtagen geht. "Und dann kommt der entscheidende Satz", führt Merz nun aus. "'Niemand sollte sich davon abhängig machen, wie die AfD abstimmt'. Ende des Zitats: Olaf Scholz . Also, klarer kann man es nicht sagen", so Merz, "und klarer sage ich es auch nicht." Duell um das Kanzleramt: Der Schlagabtausch im Liveticker zum Nachlesen Der so Angesprochene schien nun doch etwas nervös zu werden, Scholz trat von einem Fuß auf den anderen. Er wartete auf seine Gelegenheit, zu kontern. Und ergab sich umgehend: "Ich widerspreche sehr ausdrücklich", so der Bundeskanzler, der sich dann bei Merz erst einmal bedankte, dass er das Zitat vollständig vorgelesen habe. Erst nach dieser Höflichkeitsschleife kam Scholz auf den Punkt: "Das ist was anderes in Landtagen und Bundestagen", sagte er in etwas unklarer Diktion. "Und darauf habe ich auch ausdrücklich hingewiesen". ARD äußert sich zu möglichem Regelverstoß Er erklärte seine Aussage anschließend noch einmal etwas konkreter. So habe er mit dem von Merz vorgelesenen Zitat darauf hinweisen wollen, dass man auch in Kommunalparlamenten nicht mit der AfD stimmen müsse. "Ne, kann man anders machen", so Scholz. Wie genau, das ließ er offen. Stattdessen griff er Merz noch einmal für die Zusammenarbeit mit der AfD im Bundestag in der vergangenen Woche an. Da war Merz' parlamentarischer Entschließungsantrag zum Thema Migration mit Stimmen der AfD verabschiedet worden. Das Gesetz dazu scheiterte wenige Tage später zwar, weil sich zu viele Parlamentarier enthielten oder der Abstimmung fernblieben; dennoch warfen Kritiker dem CDU-Chef ein Einreißen der sogenannten Brandmauer vor. Merz' Alleingang im Bundestag war Anlass für deutschlandweite Demonstrationen, bei denen Hunderttausende eine menschenfreundliche Migrationspolitik forderten und sich gegen eine parlamentarische Zusammenarbeit mit den Rechtsextremen aussprachen. Lesen Sie hier, wen unser Kolumnist Christoph Schwennicke für den Sieger hält Die Aktion mit dem Zettel sorgte auch bei den Zuschauern des Duells für Verwunderung. In sozialen Netzwerken wurde darüber diskutiert, ob Merz mit dem Zücken des gelben Papiers nicht gegen die Regeln des Duells verstoßen habe. Die sahen vor, dass außer einem Notizblock und einem Stift keine weiteren Hilfsmittel zugelassen sind. Am späten Sonntagabend äußerte sich die ARD zu dem Vorfall. Der Sender teilte auf Anfrage mit, in diesem Jahr sei "das Regelwerk nicht ganz so streng, in dem Fall wollte Herr Merz ein Zitat von Herrn Scholz korrekt zitieren". Man sehe daher keinen Regelverstoß. Der gelbe Zettel brachte es beim Publikum jedenfalls schnell zum Gesprächsthema des Abends. Die Aktion von Merz erinnerte nicht wenige Zuschauende an den Moment im WM-Halbfinale 2006. Damals zog der deutsche Nationalmannschaftstorhüter Jens Lehmann im Halbfinale gegen Argentinien beim Elfmeterschießen einen Zettel aus dem Schienbeinschoner und schaute mit wichtiger Miene auf das Papier. Das brachte einige der Elfmeterschützen des Gegners offenbar aus dem Konzept. Lehmann hielt, Deutschland gewann das Spiel.