Anderthalb Wochen vor der Bundestagswahl ist die politische Debatte aufgeheizt wie selten. Alt-Bundespräsident Wulff hält dagegen und fordert Offenheit und Optimismus. Der frühere Bundespräsident Christian Wulff hat seine Aussage "Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland" verteidigt. "Die Muslime sind die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft Europas. Deswegen gehören sie zu Europa dazu", sagte er im "Tagesanbruch"-Podcast von t-online. Dass der Islam zu Deutschland gehöre, hatte er erstmals in seiner Rede zum 3. Oktober 2010 öffentlich gesagt und damit eine Debatte ausgelöst. Wulff wies zudem darauf hin, dass Deutschland einen großen Teil der muslimischen Flüchtlinge künftig brauchen werde, wenn diese als Ärzte, Pfleger, Erzieher oder Unternehmer arbeiten. "Wir werden vielen Flüchtlingen dankbar sein", sagte Wulff. Die CDU hatte sich zuletzt in ihrer Debatte um ein neues Grundsatzprogramm deutlich von Wulffs Islam-Satz distanziert. Dort heißt es nun: "Muslime sind Teil der religiösen Vielfalt Deutschlands und unserer Gesellschaft. Viele von ihnen haben in Deutschland schon seit Jahrzehnten eine neue Heimat gefunden. Ein Islam, der unsere Werte nicht teilt und unsere freiheitliche Gesellschaft ablehnt, gehört nicht zu Deutschland." Wahlkampf zu "apokalyptisch" Ferner sieht Wulff zu viel Untergangsstimmung im Bundestagswahlkampf. "Ich treffe einfach wahnsinnig viele, die eher pessimistisch sind, die eher apokalyptisch sind, als ginge alles den Bach runter", sagte er. Er erinnere sich, dass auch seine Eltern und Großeltern große Aufgaben zu bewältigen hatten und diese auch bewältigt haben. Auch die heutigen Probleme seien lösbar. "Wir brauchen eine gemeinsame große Kraftanstrengung, zu der wir auch alle auffordern müssen." Das betreffe sowohl Bürger mit Migrationsgeschichte als auch solche, die schon immer hier waren. Außerdem warnte Wulff davor, die Bürger zu bevormunden: "Spätestens seit Corona vermitteln mir viele Politiker ein paternalistisches Gefühl: 'Wir kümmern uns, wir haben eine Bazooka, wir können beliebig nachlegen.'" Stattdessen forderte er, die Bürger in einer Wahlperiode häufiger zu befragen. "Das Parlament wird sich über neue Wege, auch im Netz, Gedanken machen müssen." Als Beispiele nennt Wulff Ideenwettbewerbe, Diskussionsveranstaltungen und digitale Formate, um die Demokratie zu revitalisieren.