Unter Gelächter verkündete Donald Trump, dass er Grönland übernehmen will. Die Insulaner selbst finden das nicht witzig, sie reagieren deutlich auf den US-Präsidenten. In Donald Trumps erster Rede vor dem US-Kongress nach seiner Wiederwahl skizzierte der US-Präsident in unverhohlener Manier seine geostrategischen Ambitionen. Ins Visier des 78-Jährigen ist neben dem Panamakanal schon seit Längerem auch Grönland geraten. Trump machte am Dienstagabend (Ortszeit) den Anspruch der USA auf die größte Insel der Welt einmal mehr deutlich. "Ich habe heute Abend auch eine Nachricht an Grönland und seine wunderbaren Einwohner", sagte der Republikaner unter dem Gelächter vieler Parteigenossen. "Wir werden Euch beschützen. Wir werden Euch reich machen. Und gemeinsam werden wir Grönland so starkmachen, wie Ihr es nie zuvor für möglich gehalten habt", sagte Trump an die rund 55.000 Einwohner der Insel gewandt. Dass das amerikanische Ansinnen, Grönland zum Staatsgebiet der USA zu machen, jedoch kein Witz, sondern durchaus ernst gemeint sein dürfte, unterstrich Trump mit den Worten: "Ich denke, wir werden es so oder so bekommen. Auf die ein oder andere Art und Weise". Hinter ihm am Rednerpult war unter anderem Vizepräsident J. D. Vance zu sehen, der die Anmerkungen des Präsidenten mit höhnischem Lachen begleitete. Grönländische Ministerin über Trump: "Respektlos" Naaja Nathanielsen, Grönlands Ministerin für natürliche Ressourcen, Gleichberechtigung, Wirtschaft und Justiz, sagte dem britischen "Guardian" wenig später, die Szenen im US-Kongress zeigten einen "grundlegenden Mangel an Respekt für uns als Volk, für unsere historische Verbindung zu diesem Land und für unsere demokratischen Institutionen". Lesen Sie hier, wie Trump sich auch über Lesotho lustig macht Sie sehe durchaus das Potenzial für mehr Handel und Zusammenarbeit zwischen den USA und Grönland, allerdings bemängelte Nathanielsen "das Fehlen eines respektvollen Tons". Dies stünde einer Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern im Wege. Sie fügte hinzu, es sei "respektlos, amerikanische Gesetzgeber über Aussagen wie 'wir werden es so oder so bekommen' kichern zu hören." Auch der grönländische Regierungschef Múte B. Egede hat Trumps-Ambitionen erneut zurückgewiesen. In einem Facebook-Post schrieb Egede: "Wir möchten nicht Amerikaner sein und auch nicht Dänen, wir sind Kalaallit (Grönländer). Das müssen die Amerikaner und ihr Präsident verstehen." Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen stellte sich hinter Egede. Das grönländische Volk müsse selbst über die Zukunft seines Landes entscheiden, sagte sie im Rundfunksender DR. Trump-Anhänger fordert Umbenennung in "Rot, Blau und Weißland" Grönland liegt zwischen dem Nordatlantik und dem Polarmeer und gehört zur sogenannten dänischen Reichsgemeinschaft, ist aber weitgehend unabhängig. Es hat eine enorme Bedeutung für das Weltklima und die militärische Kontrolle der Arktis und ist reich an Rohstoffen. Zudem verlaufen in der Region wichtige Schifffahrtsrouten. Der US-Präsident hatte schon mehrfach angekündigt, sich die zum Königreich Dänemark gehörende Insel einverleiben zu wollen – dabei schloss er auch militärischen und wirtschaftlichen Zwang nicht aus. Mitte Februar hatte der MAGA-Republikaner Earl "Buddy" Carter einen Gesetzesantrag in den Kongress eingebracht, der es der Trump-Administration erlauben würde, Grönland zu akquirieren und in "Rot, Blau und Weißland" ("Red, Blue and Whiteland") umzubenennen. "Amerika ist wieder da und wird mit dem Beitritt von 'Rot, Weiß und Blauland' bald größer sein als je zuvor", sagte Carter in einer Erklärung. "Wir werden mit Stolz das Volk [Grönlands] in der freiesten Nation aller Zeiten [den USA] willkommen heißen". "Grönland steht nicht zum Verkauf" Die Reaktion aus Dänemark folgte auf dem Fuß. "Es besteht eindeutig ein Bedarf an mehr Erwachsenen im Raum, wenn die US-Regierung Außenpolitik formuliert", sagte der dänische Europaabgeordnete Anders Vistisen von der nationalistischen, rechtsgerichteten Dänischen Volkspartei. "Wenn diese Leute nicht langsam einsehen, wie absurd das alles ist, haben sie wirklich den Bezug zur Realität verloren", sagte er dem Magazin "Politico". "Grönland steht nicht zum Verkauf, und das Einzige, was die USA mit diesem Verhalten erreichen, ist die Entfremdung von einem ihrer loyalsten und zuverlässigsten Verbündeten in Europa", sagte Vistisen. "Die USA werden nicht stärker, wenn sie diesen Verbündeten verlieren – nur schwächer und irrelevanter für die Welt." In die gleiche Kerbe schlug nach Trumps Rede am Dienstag nun auch Nathanielsen. Demnach sendeten die USA "einige sehr unklare Signale" darüber aus, wen sie als Verbündete betrachteten und wie sie ihre "enorme Macht" einzusetzen gedenken, sagte die Ministerin. Trumps neoimperialistischer Agenda erteilte sie eine deutliche Absage: "Ich sage 'Nein, danke' zu der Idee von Rot, Blau und Weißland". "Das wird nicht passieren", sagte auch Dänemarks Verteidigungsminister Trouls Lund Poulsen in einem Radio-Interview zu Trumps Grönland-Plänen. Wohin sich Grönland entwickeln werde, würden dessen Bewohner selbst entscheiden. Wahlen am 11. März in Grönland Das geografisch zu Nordamerika gehörende Grönland war im 18. Jahrhundert von Dänemark kolonisiert worden und hat seit dem Jahr 1979 einen Autonomiestatus, der 2009 erweitert wurde. Bei den meisten Grönländern handelt es sich jedoch um Inuit. Die Ureinwohner besiedelten die Insel zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert. Sie sind stolz auf ihre enge Verbundenheit mit der Natur sowie ihre Kultur und Traditionen. Diese ermöglichten es ihnen, jahrhundertelang unter schwierigsten Bedingungen zu überleben. Lesen Sie hier, warum ein Abgeordneter während Trumps Rede aus dem Saal flog Trotz der dünnen Besiedlung der Insel besticht Grönland durch seine strategisch wichtige Lage in der Arktis, seine wertvollen Bodenschätze, darunter die Seltenen Erden, die unter dem Eis eingeschlossen sind, und seine Milliarden von unerschlossenen Ölvorkommen. Auch bedeutende Schifffahrts- und Handelsrouten machen die Insel attraktiv, denn das Eis, das den größten Teil Grönlands bedeckt, zieht sich aufgrund des Klimawandels immer weiter zurück. Dies ermöglichte es, neue Schifffahrtsrouten zu nutzen. Grönländer: "Wollen nicht amerikanisch sein" Am 11. März wählen die Grönländer ein neues Parlament. Die Unabhängigkeit vom dänischen Königreich ist ein zentrales Thema im Wahlkampf. Die Insel ist auf die finanzielle Unterstützung aus Kopenhagen angewiesen, dennoch fühlen sich viele Grönländer von ihrer einstigen Kolonialmacht noch immer unzureichend wertgeschätzt. Trumps öffentliche Drohgebärden empfinden die Grönländer aber ebenfalls als Beleidigung. "Meine große Sorge ist es, dass Trump kommt und sich Grönland einfach unter den Nagel reißt", sagte der Fischer Qooqu Berthelsen der Nachrichtenagentur AAP. "Wir Grönländer wollen nicht dänisch sein und wir wollen ganz bestimmt nicht amerikanisch sein. Grönland soll ganz einfach Grönland bleiben", so der 23-Jährige aus der Hauptstadt Nuuk.