Nach den enttäuschenden Niederlagen von Dortmund und Bayern kritisiert der Sky-Experte beide scharf. Er wirft in beiden Fällen äußerst brisante Fragen auf. Nach der enttäuschenden Leistung von Borussia Dortmund beim 0:1 gegen den FC Augsburg fordert Sky-Experte Didi Hamann drastische Konsequenzen. Hamann forderte den neuen BVB-Trainer Niko Kovač dazu auf, jetzt durchgreifen zu müssen, um die Mannschaft wieder auf Kurs zu bringen. Kovac selbst kritisierte seine Spieler nach der insgesamt bereits zehnten Saisonniederlage scharf: "Über 90 Minuten haben wir heute kein bisschen gezeigt, dass wir das Spiel gewinnen wollen. Das war viel zu wenig. Das war zu langsam, zu träge, zu behäbig. Wir haben keine Chancen kreiert. Das war alles pomadig und so kannst du kein Bundesligaspiel gewinnen." "Die Einstellung ist entscheidend. Wie gehe ich in ein Spiel? Laufbereitschaft, Leidenschaft, Intensität und Aggressivität sind für mich immer das Maß aller Dinge. Dann kommt die spielerische Komponente, aber heute haben wir diese Tugenden nicht an den Tag gebracht und dann wird es spielerisch auch schwierig." "Er ist symptomatisch für das, was in Dortmund seit Jahren passiert" Die Mentalitätsdebatte beim BVB ist aufgrund der wiederholt enttäuschenden Leistungen längst wieder entbrannt. "Der Trainer ist jetzt da, wo viele andere angekommen sind und zum Teil auch gescheitert sind", sagte Hamann. "Er wird jetzt dazwischenhauen. Ob es was bringt, wird man sehen. Aber wenn die Fans schon zur Halbzeit pfeifen und das Team am Ende mit einem gellenden Pfeifkonzert verabschieden, weißt du, dass da eine Mannschaft auf dem Platz stand, mit der sich die Fans nicht identifizieren können." Für den ehemaligen Bayern-Profi steht auch schon fest, was jetzt passieren muss. "Jetzt hast du zwei Möglichkeiten. Entweder du machst wirklich mal einen Cut und schmeißt fünf oder sechs Spieler raus", sagte er und wurde bei seinen Ausführungen sogar sehr konkret. "Der Erste wäre der Brandt! Das mag jetzt ungerecht sein. Wenn die verlieren, verlieren sie miteinander, aber er ist einer der Schlüsselspieler, der Trainer nennt ihn in einem Atemzug mit Florian Wirtz und Jamal Musiala", so Hamann. Das mag zwar Gründe haben und Brandt hätte laut Hamann eine "Riesenqualität", wenn er gut drauf sei. "Aber er ist zu lange da und er ist symptomatisch für das, was in Dortmund seit Jahren passiert." Hamann zählt Brandt und Gittens an Hamann missfällt aber auch das Auftreten eines weiteren BVB-Stars besonders und zielt mit seiner Kritik ausgerechnet auf Shootingstar Jamie Bynoe-Gittens. "Der andere ist Gittens. Das ist ein junger Kerl und du kannst sagen, dass die älteren Spieler Leistungen bringen müssen", sagte Hamann. "Aber der Spieler mit dem höchsten Marktwert ist wahrscheinlich Gittens. Der hat die Saison stark angefangen und alles zerschossen. Er hat Tore gemacht und vorbereitet und war nicht zu stoppen." Er verstehe, dass so ein Spieler "mal einen Hänger hat, aber der hängt jetzt seit fünf Monaten und das kann nicht sein", sagte Hamann. "Vielleicht haben die vermeintlichen Angebote aus England ihm den Kopf verdreht, aber wenn die Jungs nicht hundertprozentig bei der Sache sind, weil sie woanders mehr Geld verdienen oder ein schöneres Leben haben, dann sollen sie gehen. Du brauchst Leute, die Fußball arbeiten und davon haben sie im Moment zu wenig." Hamann rechnet auch mit Bayern ab und stellt brisante Frage Einmal in Fahrt gekommen, sparte Hamann auch nach der überraschenden Niederlage gegen den VfL Bochum nicht mit Kritik am FC Bayern . "Die Bayern spielen seit Wochen nicht gut. Vielleicht hat man sich ein Stück weit blenden lassen vom Mittwoch", sagte Hamann. Am Mittwoch hatten die Münchner das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League gegen Meister Bayer Leverkusen mit 3:0 gewonnen. Unmittelbar davor waren den Bayern auch gegen Eintracht Frankfurt (4:0) und beim VfB Stuttgart (3:1) überzeugende Siege gelungen. Zuvor konnten sie aber auch zweimal in Folge beim jeweils äußerst glücklichen 0:0 im Ligaduell in Leverkusen sowie beim 1:1 im Playoffrückspiel gegen Celtic Glasgow nur wenig überzeugen. Wohl deshalb sagte Hamann: "In den letzten Wochen hat sich was eingeschlichen, mit dem Nötigsten das Maximale herauszuholen. Die Frage, die ich mir gestellt habe, war: Haben die Bayern ein, zwei Gänge, die sie höher schalten können? Das haben sie am Mittwoch und heute nicht gezeigt." "Jetzt haben die Bayern die Quittung bekommen" Gegen Bochum war 50-Millionen-Euro-Neuzugang João Palhinha mit seinem unnötigen und ungestümen Platzverweis in der 43. Minute für den negativen Wendepunkt des Spiels verantwortlich. "Wenn du 2:0 führst, dann muss ich erwarten, trotz zehn Wechseln – es ist eine Mannschaft gespickt mit Nationalspielern – in der Bundesliga zu gewinnen", sagte Hamann. Der frühere England-Profi kritisierte auch, dass Bayern trotz der Einwechslungen seiner Superstars Jamal Musiala und Harry Kane keine Durchschlagskraft mehr entwickeln konnte. "In den letzten 20 Minuten hatten sie keine richtige Chance", sagt er. Dass Cheftrainer Vincent Kompany überhaupt zehn Umstellungen in seiner Startelf vorgenommen und seine Topstars auf der Bank gelassen hatte, ist für Hamann nicht unbedingt nachvollziehbar. "Die Frage ist, ob man sie überhaupt draußen lassen muss. Da geht es auch um den Rhythmus", sagte er. "Die Mannschaft sollte in der Lage sein, Bochum zu schlagen – auch zu zehnt. Du musst dich gereifter zeigen", sagte Hammann. "Aber nochmal: Die Bayern spielen seit Wochen nicht gut, heute haben sie die Quittung bekommen."
