TSG Hoffenheim: Viereckige Augen
Von Achim Wittich
Zuzenhausen. Hoffenheims Pressesprecher Holger Kliem hatte am Donnerstag in Zuzenhausen eine gute Nachricht zu verkünden: "Es gibt jetzt auch die Möglichkeit, Frauen-Trikots im Online-Shop zu bestellen", eröffnete er die Pressekonferenz vor dem Spiel der Profi-Herren gegen den FSV Mainz 05 am Samstag (15.30 Uhr/live auf Sky). "Hoffes" Mädels fliegen in die Gruppenphase der Champions League und die Männer würden es ihnen am Ende der Saison 2021/22 nur allzu gerne gleichtun.
Doch, stopp! Erst drei Spieltage sind absolviert und will Trainer Sebastian Hoeneß mit seiner Mannschaft in einem Jahr quer durch Europa fliegen, dann müssen Heimaufgaben wie die gegen die "Meenzer" erfolgreich absolviert werden. Das allerdings wird kein Selbstläufer. Unter Hoeneß-Kollege Bo Svensson hat sich der FSV zu einem ganz unangenehmen Kontrahenten entwickelt. Nur zur Erinnerung sei darauf hingewiesen, dass die Kicker des selbst ernannten Karnevalsvereins am 21. März dieses Jahres als 2:1-Sieger die Arena in Sinsheim verließen.
"Ein sehr, sehr unangenehmer Gegner", sagt Hoeneß und fordert von seinen Profis, dass sie nach der Länderspielpause "sofort da und hellwach" sind. Auch das gelang im März nämlich nicht, wie sich Hoeneß ungern erinnert: "Da lagen wir nach wenigen Sekunden schon zurück, dass ist etwas, dass uns natürlich nicht passieren darf."
Viereckige Augen hat der TSG-Coach in den vergangenen Länderspieltagen bekommen. "Ich habe viel TV geschaut", verriet er. Klar, denn natürlich musste sich der Münchner im Kraichgau einen Überblick darüber verschaffen, in welcher Form sich seine Schäflein auf internationaler Ebene präsentieren. Die Tatsache, dass – inklusive der Juniorenteams – insgesamt gleich 16 (!) Hoffenheimer auf internationaler Tour waren, spricht für die hervorragende Arbeit beim Dorfverein. Und glücklicherweise konnte Hoeneß verraten, dass die Berufenen "Stand jetzt" – unversehrt und einsatzbereit zum Wiedersehen eintrudeln würden.
Während ihre Mitspieler für die Auswahlteams im Einsatz sind, hängen die Langzeitverletzten Benjamin Hübner und Ermin Bicakcic weiter in der Warteschleife. Beide Abwehrrecken sind auch diesmal keine Option für Hoeneß. Das gilt auch für Havard Nordtveit und Kevin Akpoguma, der sich mit dem Corona-Virus infiziert hat und der glücklicherweise einige leichtere Symptome gut überstanden hat. Bei Ihlas Bebou, ebenfalls positiv getestet, besteht noch die kleine Möglichkeit, dass der 27-jährige Stürmer wieder mit dabei ist.
Mindestens unter den 20 Auserwählten auftauchen dürfte die erneute Bayern-Leihgabe Chris Richards. Der Außenverteidiger sei fit und mache einen guten Eindruck", so Hoeneß. Ob Richards direkt ran dürfe, müsse er aber erst noch sehen.
Hoeneß hat in dieser Runde auf vielen Positionen die Qual der Wahl. "Hoffe" schaffte es innerhalb der Wechselperiode nämlich nicht – Corona hat den Transfermarkt quasi auf den Kopf gestellt – die erhoffte Anzahl von Spielern abgeben zu können. "Bei der Kader-Verschlankung konnten wir nicht das realisieren, was wir uns erhofft hatten", gestand Hoeneß ein und fügte an: "Nun haben wir einen großen Konkurrenzkampf. Es wird harte Entscheidungen geben. Aber das sind Kopfschmerzen, die ich gerne habe." Mit Schädelbrummen sollen sich diesmal die "Nullfünfer" auf den Heimweg machen. Denn ansonsten gibt’s in Hoffenheim die Champions League nur für das weibliche Geschlecht.
Update: Donnerstag, 9. September 2021, 20.15 Uhr
Rückkehrer Richards und DFB-Debütant Raum im Fokus
Zuzenhausen. (dpa) 16 oder 17 Spieler aus dem Kader der TSG 1899 Hoffenheim waren zuletzt mit verschiedenen Auswahlteams unterwegs. Selbst Sebastian Hoeneß kannte die genaue Zahl nicht. Nicht einen Moment aber beklagte sich der Trainer des Fußball-Bundesligisten über eine stark eingeschränkte Vorbereitung auf die Partie gegen den FSV Mainz 05 am Samstag (15.30 Uhr/Sky). "Die Situation ist nicht zu vergleichen mit dem letzten Jahr. Da sind in der ersten Länderspielpause drei Spieler verletzt zurückgekommen, da begann die sich über die Saison ziehende Misere", sagte der 39-Jährige.
"Da gibt's kein Lamentieren", sagte Hoeneß am Donnerstag über die vielen aktuellen Abstellungen, die dem Club auch schmeicheln. Hoeneß freute sich natürlich "riesig" über die Debüts der Neuzugänge David Raum in der deutschen A-Nationalmannschaft und Angelo Stiller in der U21-Auswahl. Der Aufstieg des Ex-Fürthers Raum sei "rasant", aber Hoeneß macht sich keine Sorgen um den 23-Jährigen: "Der Junge ist sehr, sehr klar, trainiert sehr, sehr hart und diszipliniert." Ähnliches gelte auch für Stiller.
Das hochgelobte Duo muss sich in Hoffenheim nun aber wieder der internen Konkurrenz stellen: Nach dem Ende der Transferzeit, wo Bank- und Tribünendrücker wie Kasim Adams und Joshua Brenet nicht mehr verkauft wurden und ein abwanderungswilliger Leistungsträger wie Florian Grillitsch nicht gehen durfte, umfasst der TSG-Kader gleich 32 Spieler. Die dauerverletzten Abwehrspieler Benjamin Hübner und Ermin Bicakcic fehlen allerdings weiter, zudem hatte es zuletzt Ihlas Bebou und Kevin Akpoguma mit Corona erwischt.
Dass es wegen unzufriedener Profis zu Spannungen kommen könnte, das bereitet Hoeneß offenbar weniger Sorgen: "Ich bin in erster Linie froh. Seit ich hier Trainer bin, gab's die Situation kaum, dass wir einen Konkurrenzkampf auf unterschiedlichen Positionen hatten." Er habe lieber Kopfschmerzen bei harten Entscheidungen als bei vielen Ausfällen wie in der vergangenen Spielzeit. "Für die Jungs, die jetzt da sind, geht es einfach darum, sich durchzusetzen - über gute Trainingsleistungen und Spiele."
Gute Karten dabei hat Chris Richards: Die kurz vor Wechselschluss zurückgeholte Bayern-Leihgabe darf gegen Mainz gleich auf einen Startelf-Einsatz hoffen. "Er ist fit und macht einen guten Eindruck. Ich bin froh, dass er da ist", sagte Hoeneß. Der 21 Jahre alte Amerikaner war schon in der Rückrunde der vergangenen Saison aus München ausgeliehen gewesen und konnte dabei meist überzeugen. Die Sommervorbereitung bestritt er wieder beim FC Bayern, der Richards' Vertrag vor der weiteren Leihe bis 2025 verlängerte. "Mit vielen der Jungs habe ich ja letzte Saison schon zusammengespielt, es war ein Stück weit, als wäre ich nie weg gewesen", sagte er im "Kicker".
Endlich wieder Bundesliga, endlich wieder Heimspiel!#TSGM05
— TSG Hoffenheim (@tsghoffenheim) September 9, 2021
