Das Zentralthema der FPÖ ist seit Langem weg. Die ÖVP hat es sich gekrallt. Das einstige Alleinstellungsmerkmal – Hardcore-Kurs gegen Flüchtlinge und Asylwerber – gibt es nicht mehr. Die Pandemie hat den Blauen eine Alternative gebracht. Seit Beginn auf der Agenda: Verharmlosung, Verschwörungstheorien. Das, was Regierende tun, zu kritisieren, ist obligates Geschäft Oppositioneller. Das Verhalten der FPÖ geht in dieser Causa aber über das hinaus. Hier geht es nicht mehr um unterschiedliche Ansichten in Sachen Steuern oder Parlamentsumbau. Es geht es um Lebensbedrohendes und Tödliches für viele Menschen. Schneller als angenommen gab es den Impfstoff, das bis dato einzige Mittel gegen einen schweren Krankheitsverlauf. Das belegen Fakten: Das große Gros derer auf Intensivstationen sind Ungeimpfte – zu Lasten Geimpfter, deren Operationen zwecks Überlastung verschoben werden müssen. Was tun die Freiheitlichen angesichts der dramatischen Lage und der Verzweiflung vieler Menschen auch wegen der Kollateralschäden? Sie agitieren nach wie vor und immer stärker gegen die Immunisierung mit den weltweit eingesetzten Vakzinen. Kritikwürdig ist, dass Türkise und Grüne ob der schon vor Wochen absehbaren „vierten Welle“ zu spät auf diese reagieren. Dass ihnen aber just Kickl vorwirft, die Gesellschaft zu spalten, ist absurd. Leute gegen die Impfung aufzustacheln, dann zu beklagen, dass sie „Sündenböcke“ seien, ist infam. Er und die Seinen sind die Polarisierer. Mit stetig verwerflicheren Botschaften. Von einem Anrufer, der ihm gesagt habe, dass die Geimpften auf den Intensivstationen lägen, berichtet Kickl, insinuiert damit ein Lügenkomplott aller Spitalsbetreiber und Experten. Und von „so genanntem Impfstoff“ spricht er. Wenn Kickl – als Ungeimpfter – gegen alle Tatsachen immun ist: Er sollte dorthin gehen, wo die Beatmungsbedürftigen liegen, sich anhören, was Mediziner und Pfleger erleben. Seine Propaganda gegen Schutz vor dem Virus ist nicht mehr nur ärgerlich, sie ist mittlerweile gemeingefährlich.