Bundestagswahl: Laschets Umfragen-Desaster: Jede Woche weiter runter
Armin Laschet hat es im Moment nicht leicht. Seine Union rutscht mit jeder neuen Umfrage weiter ab und selbst in seinem eigenen Bundesland belegt der Kanzlerkandidat nur noch Platz zwei. Das kommende Wochenende könnte entscheidend sein.
Es sieht nicht gut aus für die Union. Seit Wochen kommen CDU und CSU nicht aus der Umfragen-Talfahrt raus und liegen aktuell klar hinter der SPD – und je nach Umfrage, nur knapp vor den Grünen. Noch schlimmer steht es jedoch um ihren Frontmann. "Gegenwind habe ich immer wieder gespürt, auch jetzt", hatte Armin Laschet vor knapp zwei Wochen beim ersten TV-Triell gesagt und seine Standhaftigkeit untermauert.
Doch je näher die Bundestagswahl rückt, desto tiefer sinken die Zustimmungswerte des Union-Kanzlerkandidaten in den Keller. Im Vergleich mit der Konkurrenz schneidet Laschet deutlich schlechter ab als SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz und landet meist auch hinter Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. Aus dem Gegenwind ist ein Sturm geworden.
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Laschet stürzt in neuen Umfragen auf Tiefstwert
Besonders deutlich zeigt das die aktuelle Allensbach-Umfrage, die die Sozialdemokraten zum ersten Mal vor der Union sieht. Laut der Erhebung des Meinungsforschungsinstitutes im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" liegt die SPD mit einem Zuwachs von drei Prozentpunkten bei 27 Prozent – während die Union um einen Punkt auf 25 Prozent abrutscht.
Bereits die am Dienstag veröffentlichte Umfrage des Forsa-Instituts für die Sender RTL und ntv zeigt die CDU/CSU auf einem Tiefstwert von 19 Prozent. "Dies dürfte der niedrigste Wert sein, den jemals ein Institut seit 1949 für die Union ermittelt hat", erklärte Forsa. In der Vorwoche lag die Union bei dem Institut noch bei 21 Prozent.
Für Forsa ist der Sündenbock eindeutig: Die Union leidet unter dem schlechten Image von Armin Laschet. Im Direktvergleich der Kanzlerkandidaten kommt der CDU-Chef nur noch auf neun Prozent Zustimmung – während SPD-Kandidat Olaf Scholz bei 30 Prozent und Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock bei 15 Prozent liegt. Wäre hingegen CSU-Chef Markus Söder Kanzlerkandidat der Union, würden sich laut Forsa 38 Prozent für ihn und nur 21 Prozent für Olaf Scholz und 15 Prozent für Annalena Baerbock entscheiden.
Selbst in NRW liegt die CDU hinter der SPD
Besonders bitter für Laschet: Zweieinhalb Wochen vor der Bundestagswahl liegt die CDU selbst in seinem eigenen Bundesland auf Platz zwei. In einer Erhebung des Civey-Instituts im Auftrag von Sat.1 NRW kommt die SPD in Nordrhein-Westfalen auf 28 Prozent der Stimmen, die CDU hingegen nur auf 24 Prozent, wie der Sender am Mittwoch mitteilte. Die Grünen würden demnach 16 Prozent der Befragten in Nordrhein-Westfalen wählen.
Und auch in Bayern sieht es für die Union düster aus: Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest-dimap für den Bayerischen Rundfunk stürzt die CSU im Freistaat auf 28 Prozent ab. Das wäre noch deutlich unter ihrem Minusrekord von der Bundestagswahl 2017, als die Christsozialen in Bayern 38,8 Prozent der Stimmen holten. Die SPD profitiert offenbar auch hier von der wachsenden Popularität ihres Spitzenkandidaten: Scholz steht Infratest-dimap zufolge mit einem Zuspruch von 57 Prozent wesentlich besser da als seine Grünen-Konkurrentin Annalena Baerbock (25 Prozent) und Unionskandidat Armin Laschet (17 Prozent).
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Kurz vor Triell: CSU erhöht Druck auf Laschet
Zwar gilt grundsätzlich, dass Wahlumfragen mit Vorsicht zu genießen sind. Dennoch läuft für CSU-Chef Markus Söder angesichts des anhaltenden Stimmungstiefs der Union die Zeit für einen Umschwung davon. "Wenn es noch eine Chance gibt, den Trend zu brechen, dann an diesem Wochenende", sagte Söder der Deutschen Presse-Agentur in München. Auf ihrem Parteitag am Freitag und Samstag will die CSU mit der ausdrücklichen Warnung vor einer rot-grün-roten Koalition ihre konservativen Stammwähler mobilisieren. "Schon die Umsetzung einzelner Wahlziele von SPD, Grünen und Linken gefährdet den Wohlstand unseres Landes", heißt es im Entwurf für den Leitantrag zum CSU-Parteitag. "Die Folgen eines Linksrutsches wären verheerend".
Ohne es direkt anzusprechen, dürfte Söder aber auch das am Sonntag bei ARD und ZDF anstehende, zweite Triell der Kanzlerkandidaten meinen. Deutlichere Worte fand hingegen sein Kollege und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. "Das wird von einem Millionenpublikum beobachtet werden", sagte er am Donnerstag im Radiosender Bayern 2 über das Triell. "Und da besteht die Chance, den Trend zu brechen. Armin Laschet muss die Möglichkeit nutzen, seine Persönlichkeitswerte deutlich zu verbessern." Zugleich betonten beide ihre Unterstützung für Laschet. Die Union habe sich für diesen Kanzlerkandidaten entschieden, sagte Dobrindt. "Es kommt jetzt nicht auf Stilnoten an", bekräftigte Söder. Wir müssen uns alle unterhaken."
Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht den Wahlausgang trotz der desaströsen Umfragewerte für die Union weiterhin offen. "Wir sind mitten im Wahlkampf. Ich spüre, dass da auch wirklich gekämpft wird", sagte Merkel am Donnerstag bei einer Pressekonferenz am Rande einer Vorstandssitzung der bürgerlich-christdemokratischen Europäischen Volkspartei (EVP) in Berlin. Sie ergänzte: "Abgerechnet wird am Wahltag."
Quellen:Allensbach-Institut, Forsa-Institut, Infratest-dimap, mit DPA