Corona: SAP kündigt Maskenverweigerin in den USA
Von Matthias Kros
Walldorf. Der Softwarekonzern SAP hat in den USA einer Mitarbeiterin gekündigt, weil sie sich beim Einkaufen im Supermarkt weigerte, eine Schutzmaske zu tragen, und eine Mutter mit ihrer 13-jährigen Tochter absichtlich angehustet hat. "Die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeitenden und der Gemeinschaften, in denen wir leben und arbeiten, haben für uns höchste Priorität", sagte ein Unternehmenssprecher am Donnerstag in Walldorf. "Wir haben den Vorfall geprüft und können bestätigen, dass die besagte Person nicht länger für SAP arbeitet".
Der angesprochene Vorfall, der sich bereits am 3. September abgespielt hatte, war publik geworden, weil ihn die attackierte Mutter mit ihrem Smartphone aufgenommen hatte und sich der Film anschließend – nachdem er von einigen populären Persönlichkeiten geteilt worden war – rasend schnell in sozialen Medien wie Twitter, YouTube und TikTok verbreitete. Mehrere Millionen Mal wurde er hier bereits von Nutzern angeschaut. Auch amerikanische Medien griffen das Thema auf.
Zu sehen ist eine 55-jährige Frau, die in einem Supermarkt in einem Ort namens Lincoln in Nebraska ohne die wegen der Corona-Pandemie vorgeschrieben Schutzmaske einkauft. Darauf angesprochen, antwortet sie, dass sie das nicht müsse, weil sie nicht krank sei. "Und ihr seid es auch nicht", fügt sie mit Blick auf andere Einkäufer, die eine Maske tragen, hinzu. Diese verhielten sich "wie Schafe", weil sie sich an die Regeln hielten. Sie sähen "so süß" aus, weil sie sich vor einem Virus fürchteten, verspottet die Frau die Kunden.
Angestachelt durch die ablehnenden Reaktionen beginnt sie schließlich die Mutter mit ihrer Tochter bewusst anzuhusten, die beide eine Schutzmaske tragen. Dabei lächelt sie verächtlich und sagt, dass dieses Husten womöglich mit einer Allergie zusammenhänge. Sie verfolgt die Mutter mit ihrer Tochter dann noch durch den Supermarkt, ehe andere Kunden eingreifen.
My daughter had to experience this in #lincoln #nebraska she followed them around and was #spitting on them. #karen #covid #mask #maskup #craycray #delta #spit. pic.twitter.com/8MhpBVWrSx
— RoBeastRo (@RoBeastRo) September 4, 2021
Die 55-Jährige blieb zunächst anonym, Nutzer der sozialen Medien, in denen sich der Film verbreitet hatte, erkannten und identifizierten sie später allerdings als SAP-Mitarbeiterin. Sie gab auf Nachfrage amerikanischer Medien keinen Kommentar ab. Lediglich der Vater der 13-Jährigen, der nicht im Supermarkt dabei gewesen war, meldete sich später bei Twitter: Die Maskenverweigerin habe "das Ganze angezettelt" und die Mutter mit ihrem Kind ausgewählt, "um sie zu belästigen". Er kritisierte die Verantwortlichem im Supermarkt, die "nicht wirklich etwas getan" hätten oder die Frau zumindest aufgefordert hätten, eine Maske zu tragen.
Der Softwarekonzern teilte zunächst mit, dass man den Vorfall mit der eigenen Mitarbeiterin sehr ernst nehme und genau prüfen werde. Später berichtete das Unternehmen dann über die ausgesprochene Kündigung. Die USA sind für SAP der bedeutendste Markt weltweit, praktisch alle wichtigen Konkurrenten haben hier ihren Sitz.
In der Corona-Krise konnte sich der Softwarekonzern bislang sehr positiv positionieren: Seit Ausbruch der Pandemie arbeiten zum eigenen Schutz über 90 Prozent der Mitarbeiter weltweit im Homeoffice, bis Ende des Jahres soll das mindestens noch weitergehen. Zudem programmierte SAP kurzfristig eine Software für die Rückholaktion des Auswärtigen Amtes und gemeinsam mit der Deutschen Telekom die Corona-Warn-App. Den eigenen Mitarbeitern zahlten die Walldorfer eine Extra-Prämie und schenkte ihnen einen Corona-Urlaubstag.