Ludwigshafen: "Zukunft findet heute statt"
Von Matthias Kros
Ludwigshafen. Zweieinhalb Wochen vor der Bundestagswahl haben sich sechs Spitzenmanagerinnen der deutschen Wirtschaft zusammengeschlossen, um Forderungen für die Zukunft Deutschlands zu formulieren. Zu ihnen zählt Saori Dubourg, Vorstandsmitglied beim Ludwigshafener Chemiekonzern BASF: "Wir stehen jetzt an einer wesentlichen Weichenstellung. Die Zukunft findet heute statt, deswegen möchten wir jetzt für die nächste Generation Verantwortung übernehmen", schreibt sie bei dem Karriereportal LinkedIn. "Neben mehr Investitionen in Bildung und digitale Infrastruktur fordern wir insbesondere mehr Offenheit für Innovationen und Technologien."
Neben Dubourg haben auch die Multi-Aufsichtsrätinnen Ann-Kristin Achleitner (Munich Re, Linde), Christine Bortenlänger (Siemens Energy, MTU), Hauke Stars (Fresenius, RWE), Ex-Gruner+Jahr-Chefin Julia Jäkel und die Personalberaterin Stephanie Schorp den Appell unterzeichnet. Die Aktion ist ungewöhnlich: In der Regel halten sich Unternehmen und ihre Spitzenvertreter aus der Politik heraus.
Umso dringender scheint ihnen die Sache zu sein: "Deutschland hat nur wenige Jahre, um diese Chancenfelder zu besetzen", schreibt Dubourg weiter. Dabei seien insbesondere verlässliche Pfade zur Energietransformation und Ehrlichkeit im Umgang mit Bürgern zu notwendigen Kompromissen wichtig. "Angesichts der enormen Kosten für die Transformation, ist ein nachhaltiges Finanzierungskonzept, das auf Kapitalmarktlösungen beruht, ein Schlüssel." Gleichzeitig fordern die Managerinnen Sparsamkeit: Eine Aushebung der Schuldenbremse oder Vermögensumverteilung stärke die Nachhaltigkeit einer Volkswirtschaft nicht, sondern gehe zu Lasten der nächsten Generation, so Dubourg.
Erforderlich seien jetzt außerdem eine exzellente digitale Infrastruktur sowie realistische und verlässliche Pfade für den Ausbau der erneuerbaren Energien, heißt es in dem Appell. Dazu gehöre eine marktwirtschaftliche Preisfindung für CO2-Emissionen in europäischem Maßstab.
Auch im Bildungssektor sehen die Expertinnen Handlungsbedarf. Den digitalen Ausbau der Schulen und Universitäten bezeichnen sie als "überfällig", deutliche Investitionen in Infrastruktur und die Qualität der Lehre als absolutes Muss. Nur so lasse sich wieder ein zukunftsfähiges Bildungssystem schaffen, das Chancen für alle biete.