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Сентябрь
2021

Mannheim: Bülent Ceylan wählt in seinem Buch "Ankommen" ernste Töne

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Von Marco Partner

Mannheim. Wer behaupte, der Weg sei das Ziel, der wisse nicht, "wie wichtig ankommen ist". Das sagt nicht Konfuzius, sondern Bülent Ceylan: Der Mannheimer Comedian hat die coronabedingte Zwangspause genutzt und ist unter die Schreiber gegangen. In seiner Autobiografie findet er aber nicht nur humorvolle, sondern vor allem ernste Töne. Ganz unverblümt erzählt der 45-Jährige von seiner Kindheit und Jugend auf dem Waldhof, philosophiert über große Begriffe wie Heimat und Identität - und verrät, dass er eigentlich gar kein Türkisch spricht.

"Ankommen. Aber wo war ich eigentlich?", lautet der Titel des Buchs. Es ist eine wilde Reise durch das Leben des langhaarigen Spaßmachers, das ganz andere Seiten aufschlägt. Da ist nicht der starke Clown, sondern ein Junge, der in frühen Jahren viel einstecken muss.

Herkunft, das ist so ein Begriff. Sein Vater ist Türke, den es bereits 1958, kurz vor der großen Gastarbeiterbewegung, nach Deutschland zieht. Die Mutter ist Deutsch-Ungarin. Und Sohnemann Bülent? Irgendwie zwischendrin, oder einfach "Monnemer". 1976 erblickt er in der Quadratestadt das Licht der Welt, und muss schon von Kindesbeinen an lernen, wegen seines türkischen Hintergrunds einzustecken und sich durchzuboxen.

Das fängt schon bei der eigenen Familie an. Bei der türkischen Verwandtschaft ist er der Deutsche, in seiner deutschen Schulklasse der Türke. Und dann noch dieser Vorname: "Er war mir auf eine Art genauso fremd wie meinen Lehrern, unseren Nachbarn oder den anderen Kindern", schreibt Ceylan, der seinen Vornamen dem türkischen Ministerpräsidenten Bülent Ecevit verdankt, der sich in den 1970er-Jahren sehr für die (Wieder-)Einreise politischer Flüchtlinge engagierte.

Der Mannheimer Bülent nennt sich lieber "Billy". In den Augen einiger Mitschüler ist er aber nur "der Türk" – nach dem Unterricht wird er geschlagen und gedemütigt. Die Eltern und Lehrer erfahren nichts davon. "Ich fraß alles in mich hinein", sagt Ceylan. Jahre später bittet einer der Übeltäter ihn am Rande einer Show um Verzeihung. Das habe gutgetan, die Verletzungen von damals seien zu Narben geworden.

Doch verheilt sind sie nicht. "Es ging über viele Jahre, es war schlimm, es zerfraß mich innerlich", sagt der heute deutschlandweit bekannte Komiker, der kein Blatt mehr vor den Mund nimmt und große Hallen füllt. "Der Waldhof war ein hartes Pflaster, mehr Ghetto als bürgerlicher Vorort. Aber die Gegend hat mich auch im Positiven sehr geprägt", betont Ceylan.

Denn das "ständige Opfer" reflektiert sich auch selbst, überdenkt sein Wesen. Er gesteht sich zu, dass er ein "weiches Kind" war – entdeckt aber auch seinen bis heute "durchs Leben tragenden" Ehrgeiz – und übt Rache auf seine Art: mit der Gymnasialempfehlung. Klassenclown oder gar Klassenbester ist der Waldhöfer Bub auf dem Ludwig-Frank-Gymnasium in der Neckarstadt-Ost nicht. Vor allem im Deutschunterricht tut er sich schwer, zu Hause kann ihm niemand bei den Hausaufgaben helfen, und so kommt er auch auf dem "Gymi" kaum aus der Mobbingrolle heraus.

"Ich war ernst und verschlossen, Streber und Spaßbremse. Auf Partys ging ich nicht – und wurde sowieso nie eingeladen", zeichnet Ceylan ein Bild von seinen Jugendjahren, das so gar nicht zu seinem heutigen Profil passen will. "Niemals hätten wir das von ihm gedacht", geben auch die Lehrer in ihrer Rückschau offenherzig zu, dass der Erfolg ihres unscheinbaren Zöglings kaum absehbar war. Wie kam es aber zu dieser Trendwende, wie wurde aus dem braven Streber der freche Komiker? Na klar, die Pubertät ist schuld, die Mädels – und auch Helmut Kohl. Den damaligen Bundeskanzler parodiert "Billy" bei einem Schulfest. Der Saal tobt, und Ceylan merkt: Erst mit Witzen wird er ernst genommen.

Der Sohn eines Betonmischer-Fahrers aus Anatolien träumt jetzt von der Komikerkarriere. Es beginnt eine zehnjährige Ochsentour durch kleine Clubs und Provinztheater. Die Niederlagen auf der Welle des Erfolgs aber spart Ceylan nicht aus: Eine erste, frühe Ehe scheitert, TV-Formate floppen, und auch der Kartenverkauf steigt nicht stringent nach oben.

Hinter dem stets neckischen Grinsen verbergen sich auch Zweifel, die den nun wohl populärsten "Monnemer" auch in glücklichen Jahren nicht loslassen. Gerade als er mit seiner Show "Luschtobjekt" auf Tour gehen will, zwingt ihn die Pandemie in die Knie und regt ihn aufs Neue zum Überdenken seines Lebenswegs an.

Ist er wirklich angekommen, wo steht der 45-jährige Entertainer überhaupt als Mensch abseits der großen Bühnen? Ceylan wird in den Lockdown-Zeiten mit sich selbst konfrontiert, nutzt die kreative Pause und lässt seine vielen Fans nun daran teilhaben. "Bülent, wie du es gemacht hast, war es richtig. Es war dein Weg", nennt er sich längst nicht mehr "Billy", sondern wieder bei seinem echten Vornamen.

Info: Bülent Ceylan: "Ankommen. Aber wo war ich eigentlich?", Taschenbuch, 256 Seiten, Fischer-Verlag, 18 Euro, ISBN: 978-3-596-70660-0. Ab sofort im Handel erhältlich.




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