Sinsheim: So ist die Stimmung zum Schuljahres-Beginn
Von Christian Beck
Sinsheim. Wenn am Montagmorgen die Schüler in die Klassenzimmer kommen, ist einiges wie vor der Corona-Krise. Doch eben nicht alles. Die RNZ sprach vor dem Schulstart mit den Rektoren des Wilhelmi-Gymnasiums, der Kraichgau-Realschule und der Theodor-Heuss-Schule.
> Die Stimmung: "Wir wünschen uns so viel Normalität wie möglich" – das sagen sinngemäß alle Rektoren. Und alle betonen, dass sie sich darauf freuen, dass die Schüler nicht per Fernunterricht, sondern in den Klassenzimmern unterrichtet werden. Ganz besonders freut man sich an der Theodor-Heuss-Schule (THS), berichtet Konrektor Timo Engelhardt. Denn die Sanierung und Erweiterung des B-Baus ist weitestgehend abgeschlossen. Zum ersten Mal seit Jahren können alle Schüler wieder in der THS unterrichtet werden. Und Engelhardt betont zudem, dass nun leichter geplant werden kann, weil nicht jeden Tag eine neue Corona-Verordnung veröffentlicht wird: "Den Panik-Modus haben wir zum Glück verlassen."
> Was geht, was geht nicht? Sportunterricht ist laut Realschul-Rektor Holger Gutwald-Rondot wieder uneingeschränkt möglich, Musikunterricht mit Abstand. Aber Schüler wie Lehrer müssen im Gebäude eine Maske tragen. "Das wird sicherlich als Einschränkung wahrgenommen werden", sagt Gutwald-Rondot. Denn die Maskenpflicht gilt zunächst unbefristet. "Aber das ist wohl der Preis, dass alle an die Schule kommen dürfen", vermutet Gutwald-Rondot. Zudem müssen sich Schüler und Lehrer, die nicht geimpft sind, testen. Schüler drei Mal, Lehrer fünf Mal pro Woche. Grundschüler werden im Regelfall zu Hause getestet, ab Klasse 5 in der Schule. Gutwald-Rondot schätzt, dass nur wenige Lehrer nicht geimpft sind. Bei den Schülern dürften einige von der Testpflicht betroffen sein, bei Kindern unter zwölf Jahren alle.
Gutwald-Rondot betont außerdem: "Es herrscht Präsenzpflicht." Er rechnet damit, dass es in wenigen Fällen zu Konflikten kommt, weil manche Eltern ihre Kinder nicht zur Schule schicken, da sie nicht wollen, dass ihr Kind eine Maske trägt oder getestet wird. Bei manchen Abläufen hat man sich schon ein wenig an die Corona-Einschränkungen gewöhnt: Statt einer großen Einschulungsfeier wird es am Wilhelmi-Gymnasium am Montagmittag erneut für jede der drei 5. Klassen eine kleinere geben, berichtet Alexandra Meng-Emmerich. Sie leitet die Schule auch in diesem Jahr kommissarisch.
> Wie steht es um die Defizite? Alle Schulleiter räumen ein, dass manche Schüler Corona-bedingte Wissenslücken aufweisen. Und alle verweisen auf die Lernbrücken: Dabei erhalten die schwächeren Schüler Nachhilfe in Deutsch, Mathe und Englisch. Meng-Emmerich spricht diesbezüglich von einer "sehr positiven Stimmung" und Gutwald-Rondot erhielt von seinen Lehrern die Rückmeldung: "Das hilft." 60 Mädchen und Jungen, ein Großteil von der Realschule, ein kleiner Teil von der THS, kamen zuletzt jeden Tag drei Stunden an die Realschule, um Wissenslücken aufzuholen. Lehrer erhielten für den Extra-Dienst in den Ferien 40 Euro pro Stunde.
Für manche jüngeren Kollegen sei das attraktiv, erklärt Gutwald-Rondot. Alle Schulleiter sind sich einig, dass die Lernbrücken die Defizite aber nicht gänzlich beseitigen werden. Künftig soll es das Programm "Rückenwind" geben, das den Schülern am Nachmittag Nachhilfe ermöglicht. Laut Gutwald-Rondot haben am Ende des vergangenen Schuljahres zudem ein paar Schüler sich dafür entschieden, die Klasse freiwillig zu wiederholen, andere müssen dies, weil die Noten zu schlecht waren. Dies sei auch die Konsequenz, da im Schuljahr 2019/20 Corona-bedingt niemand wiederholen musste.
> Corona und die Zukunft: Alle Rektoren wünschen sich, dass die Schulen durchgehend offen bleiben und so wenige Schüler wie möglich in den Fernunterricht müssen. "Es ersetzt nichts den Präsenzunterricht", sagt Engelhardt. Gutwald-Rondot zeigt sich zuversichtlich, dass das klappt. Bei Schülern, die positiv getestet wurden, habe sich stets herausgestellt, dass der Sitznachbar negativ war. Dies zeige für ihn, dass die Schulen nicht die großen Ansteckungsherde waren.