"Klartext" im ZDF: "Ich hätte dafür gestimmt", sagt Laschet zur Ehe für alle – vor vier Jahren klang das ganz anders
"Ich hätte dafür gestimmt", sagte Armin Laschet in einer ZDF-Sendung zum Thema Ehe für alle. 2017, als darüber in Bundestag und Bundesrat abgestimmt wurde, hatte er sich allerdings noch klar dagegen ausgesprochen.
Wirklich angriffslustig wirkte der Auftritt von Armin Laschet am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Klartext" nicht – und das, obwohl der Kanzlerkandidat der CDU in den Umfragen gegenüber Olaf Scholz von der SPD immer weiter ins Hintertreffen gerät. Die Spuren eines harten Wahlkampfs, der nun auf die Zielgerade einbiegt, waren ihm deutlich anzumerken. (Lesen Sie hier eine Zusammenfassung von Laschets Auftritt im ZDF.)
Besonders ins Schlingern kam der CDU-Vorsitzende, als es um das Thema "Ehe für alle" ging. Eine in gleichgeschlechtlicher Ehe lebende Juristin wollte von ihm wissen, warum sie nicht als Elternteil für das Kind ihrer Frau anerkannt werde, während das bei einem Mann, der nicht Vater des Kindes ist, völlig problemlos wäre. Eine befriedigende Antwort konnte Laschet der Bürgerin nicht geben. Und auf die Frage von Moderatorin Bettina Schausten, wie er grundsätzlich zur Ehe für alle stehe, sagte Laschet mit Blick auf die Abstimmung im Bundestag 2017: "Ich hätte dafür gestimmt."STERN PAID Kandidatencheck Ganz schön mitgenommen 16.50
2017 lehnte Armin Laschet die Ehe für alle noch ab
Da der Ministerpräsident kein Mitglied des Bundestages war, stellte sich diese Frage damals nicht konkret. Dennoch sorgt seine Aussage für Verwunderung – denn als die Diskussion vor vier Jahren geführt wurde, hatte sich Laschet noch ganz anders positioniert. Sämtliche Abgeordnete durften damals ohne Fraktionszwang über die Ehe für homosexuelle Paare abstimmen, wie Laschet im ZDF noch einmal betonte. Er selbst allerdings hatte sich in Interviews gegen die Öffnung der Ehe ausgesprochen.FS Zukunftsteam Laschet 11.00
Dem "Spiegel" sagte er damals: "Ich bin dafür, jegliche Diskriminierungen von Menschen abzubauen, die andere Lebensformen als die Ehe bevorzugen. Aber dem Antrag der SPD hätte ich, wie Merkel, nicht zugestimmt, weil er auch verfassungsrechtlich nicht in Ordnung ist." Die Bundeskanzlerin hatte im Bundestag gegen die Ehe für alle gestimmt, letztendlich wurde die Änderung dennoch angenommen – etwa ein Viertel der Unionsabgeordneten stimmten dafür.
Enthaltung im Bundesrat
Auch bei der anschließenden Abstimmung im Bundesrat stimmte Nordrhein-Westfalen nicht für die Öffnung der Ehe, sondern enthielt sich. Laschet und die CDU in NRW lehnten die Ehe für alle ab, während der Koalitionspartner FDP dafür stimmen wollte. Möglicherweise hat der CDU-Kanzlerkandidat seine Meinung mittlerweile geändert. Dennoch werfen ihm nun viele vor, über seine ursprüngliche Position die Unwahrheit zu sagen – ein weiterer kommunikativer Fehlgriff, der Laschet und seiner ohnehin angeschlagenen CDU im Wahlkampf nicht gerade helfen dürfte.