Streit um Lohnfortzahlung: Ungeimpft und in Quarantäne: Wer unsolidarisch ist, verdient keine Solidarität
Mehrere Bundesländer planen, Arbeitnehmer im Falle einer Quarantäne wegen einer Corona-Infektion keine Lohnfortzahlung mehr zu zahlen. Ein richtiger Schritt, denn wer heute noch nicht geimpft ist, verdient auch keine Solidarität.
Am vergangenen Wochenende habe ich mich mit zwei Bekannten getroffen. Beide erzählten mir, sie seien noch ungeimpft. Ich fand das ungewöhnlich. Sie erklärten, sie hätten nach wie vor Bedenken, weil die Impfstoffe so schnell entwickelt worden seien und man ja Langzeitfolgen noch nicht absehen könne. Außerdem sei eine Infektion für beide mit knapp 30 Jahren ja ohnehin nicht so gefährlich und sonstige Nachteile als Ungeimpfte sähen sie derzeit nicht. Ich habe das erstmal so stehen lassen. Letztlich ist es ja ihre Entscheidung. STERN PAID Booster Impfung FAQ 20.50
Jetzt wird der Druck, sich impfen zu lassen, allerdings größer. Sowohl Bundesgesundheitsminister Jens Spahn als auch die Gesundheitsministerien einiger Länder planen die im Infektionsschutzgesetz festgeschriebene Lohnfortzahlung im Falle einer Quarantäne für ungeimpfte Coronainfizierte zu kippen.
Soll heißen: Wer ungeimpft ist, sich infiziert, in Quarantäne muss und deshalb seinem Beruf nicht nachgehen kann, wird künftig kein Geld vom Staat mehr erhalten. Und das ist auch vollkommen richtig so.
Erst kommt das Nicht-Impfen, dann kommt die Doppelmoral
Fast jeder Mensch in Deutschland, der sich wirklich darum bemüht hat, hatte die Möglichkeit, zumindest eine Spritze zu bekommen – Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, aber Vorerkrankte oder Menschen, die sich wegen anderer Gründe nicht impfen lassen können, lassen wir an dieser Stelle mal beiseite.
Es geht also um die Menschen, die sich bewusst gegen eine Impfung entscheiden. So vielfältig die Gründe sind, so einfach ist das, was sich daraus ergibt: Diese Menschen sind unsolidarisch. Und wer sich unsolidarisch verhält, sollte auch keine Solidarität vom Staat erwarten. Doch genau diese Menschen schreien seit Monaten nach Lockerungen und Aufhebungen der Corona-Beschränkungen. Erst kommt das Nicht-Impfen, dann kommt die Doppelmoral.
Noch vor ein paar Monaten waren Impftermine schneller ausgebucht, als man Inzidenz sagen konnte, jetzt ist die Impfkampagne ins Stocken geraten. Nur knapp 62 Prozent der Menschen in Deutschland haben den vollständigen Impfschutz gegen Corona. Das bedeutet auch: Nicht einmal zwei Drittel der Menschen dieses Landes scheinen bereit zu sein, sich in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen, damit die Pandemie gemeinsam bekämpft werden kann.
Natürlich gab es in den vergangenen Monaten viele Menschen, die sich unverschuldet mit dem Coronavirus infiziert und es teilweise auch an andere weitergegeben haben. Daraus einen Vorwurf zu stricken, bräuchte schon sehr viel Seemannsgarn. Nun haben wir allerdings eine andere Situation. Der Impfstoff ist ausreichend da, wer sich impfen lässt, hilft sich – und er hilft seinen Mitmenschen.
Viele Ungeimpfte haben sich in den vergangenen Monaten darüber beschwert, sie würden zu Menschen zweiter Klasse degradiert, weil Geimpfte oder Genesene nach und nach mehr – nein, ihre natürlichen – Freiheiten zurückbekamen. Doch genau diese Privilegien würde jetzt auch die bekommen, die es bei dieser nationalen Baustelle nicht für nötig halten, mit anzupacken.
Impfungen verhindern schwere Krankheitsverläufe und tragen dazu bei, dass sich das Virus weniger stark verbreitet. Menschen, die sich nicht impfen lassen, laufen bewusst Gefahr, sich zu infizieren oder schwer krank zu werden. Und sie gefährden ihre Nächsten.
Die Gefahren des Coronavirus sind mittlerweile gut bekannt. Fast jeder kennt irgendjemanden, der einen schwereren Verlauf hatte, ganz zu schweigen von den Angehörigen der 90.000 Menschen, die der Krankheit zum Opfer gefallen sind.
Genau deshalb muss man von den Bürgern dieses Landes erwarten können, dass sie sich für die Allgemeinheit einsetzen und sich und andere schützen. Damit wir diese Krise endlich beenden.