Masterplan Neuenheimer Feld: Fordern Land und Uni zu viele Stellplätze?
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Bereits zwei Tage vor der öffentlichen Präsentation der weiterentwickelten Masterplanentwürfe sorgten die Pläne für das Neuenheimer Feld im Stadtentwicklungs- und Bauausschuss am Dienstag für heftige Diskussionen. Stadtrat Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke) warf den Projektträgern von Stadt, Land und Universität eine "konservative Verkehrspolitik" vor. Und er äußerte die Hoffnung, dass sich die beiden verbliebenen Planungsteams Astoc und Kerstin Höger bei ihren Entwürfen nicht an die gesetzten Vorgaben gehalten haben.
Grund für den Eklat ist die Leistungsbeschreibung, die die Projektträger den Planungsteams an die Hand gegeben haben. Da der Gemeinderat beschlossen habe, dass sowohl Astoc als auch Höger weiter im Rennen sind und im konkurrierenden Verfahren ihre besten Entwürfe für den Campus weiterentwickeln sollten, sei diese Leistungsbeschreibung notwendig geworden, betonte Odszuck: "Wir müssen die Vergleichbarkeit der Entwürfe gewährleisten."
Unter anderem beinhaltete dieser Rahmen, in dem sich die Planungsteams bewegen sollten, auch eine festgelegte Anzahl von 7100 Stellplätzen, eine nur moderate Erhöhung der Parkgebühren und Pläne für die Bebauung des Gewanns Hühnerstein.
"Wir haben niemals im Gemeinderat über 7100 Stellplätze abgestimmt", kritisierte Weiler-Lorentz. Es sei auch ein Unding, dass bei der Erhöhung der Parkgebühren nur die Inflation berücksichtigt werden solle. "Und das, obwohl die Landesregierung beschlossen hat, dass Parkplätze auf Universitätsgelände kostendeckend betrieben werden müssen", so Weiler-Lorentz. "Sie wollen vieles, was wir aus ökologischen Gesichtspunkten ablehnen", warf der Stadtrat der Verwaltung vor. Das gelte auch für die Bebauung des Hühnersteins. Während der Gemeinderat beschlossen habe, dass dieses Gewann erst überbaut werden solle, wenn alle anderen Möglichkeiten im Neuenheimer Feld weitgehend ausgeschöpft seien, gebe es nun in der Leistungsbeschreibung konkrete Zeitvorgaben.
"Dass Sie die 7100 Stellplätze nicht beschlossen haben, ist richtig. Sie haben aber auch nicht gesagt, wie viele Bäume gepflanzt werden sollen", rechtfertigte Baubürgermeister Jürgen Odszuck das Vorgehen. An Weiler-Lorentz gewandt sagte er: "Ich finde es unmöglich, dass Sie schon jetzt den Prozess diskreditieren." Er solle doch wenigstens die Geduld aufbringen, bis die Planungsteams ihre Entwürfe präsentiert haben. Wenn die Stellplätze reduziert werden sollten, könne man sich darüber noch immer unterhalten.
"Astoc kam bei seinem letzten Entwurf mit rund 5000 Stellplätzen aus, Höger sogar mit weniger", betonte hingegen SPD-Stadtrat Sören Michelsburg. Der Gemeinderat habe beschlossen, dass beide Büros ihre Entwürfe verfeinern und optimieren dürfen, das beinhalte aber doch eher eine Reduzierung der Stellplätze, nicht eine Erhöhung. "Wie sind Sie überhaupt auf die 7100 Stellplätze gekommen?", fragte Michelsburg.
Auf diese Frage wusste Odszuck am Dienstag zunächst keine Antwort. Eine Stadtsprecherin sagte später auf RNZ-Anfrage, dass sich der Lenkungskreis von Stadt, Land und Uni auf diese Zahl geeinigt habe. "Das sind bereits weniger Stellplätze als die 8800, die heute im Neuenheimer Feld vorhanden sind. Und das trotz der perspektivischen Zunahme im Bereich ambulante Medizin", so die Stadtsprecherin weiter. Die baurechtlich vorgeschriebene Anzahl von Stellplätzen läge sogar in einem fünfstelligen Bereich, es seien aber bereits Abschläge für den Nahverkehr und die Fahrradabstellplätze eingerechnet worden. "Es handelt sich also um eine doppelte Reduzierung", so die Sprecherin.
Die wissenschaftlichen Einrichtungen und Kliniken fordern im Masterplanverfahren 800.000 Quadratmeter zusätzliche Bruttogeschossfläche im Neuenheimer Feld. Daher hat Dieter Teufel vom Umwelt- und Prognose-Institut (UPI) eine ganz andere Sicht auf die Dinge. "7100 Stellplätze würden alleine 200.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche verbrauchen", so Teufel: "Das ist das eigentliche Problem."