Heidelberg: Radar-Bojen auf dem Neckar leuchten in Rot und Grün
Von Manfred Bechtel
Heidelberg. In leuchtendem Rot-Orange und grellem Grün weisen in diesen Tagen neu lackierte Tonnen den Schiffen im Neckar das Fahrwasser. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Heidelberg tauscht sie im Rahmen von Wartungsarbeiten Zug um Zug aus. Insgesamt 52 Radar-Bojen sind es von Feudenheim bis Neckargemünd.
Aber es geht nicht nur um die frische Optik – es geht vor allem darum, das Kettenstück unmittelbar unterhalb der Tonne zu wechseln, das als Sollbruchstelle dient: "Wenn ein Schiff mal dran fährt, das hält die Tonne aus. Wenn sie sich aber im Anker vorne verfängt oder wenn sich bei Hochwasser ein Baum verhakt, dann reißt die Tonne halt irgendwann ab", sagt Stefan Mainzer, Tauchermeister beim Schifffahrtsamt. Dass dabei nicht die komplette Verankerung tief aus dem Flussgrund herausgerissen wird, dafür sorgt das etwas schwächere Kettenstück unmittelbar unter der Tonne.
Es soll reißen, um größeren Schaden zu verhindern. Und diese Kette wird nach einigen Jahren turnusmäßig gewechselt. Dabei werden auch die Bojen zur Markierung der Fahrrinne ausgetauscht: die roten links, die grünen rechts (die Schiffer sagen natürlich backbord und steuerbord) – immer von der Mündung her gesehen. Die Tonnen enden oben in einer Art Krone: Sie wird vom Radar der Schiffe "angepingt" und dient als Reflektor. Das Signal wird zurückgeworfen, zeigt dem Schiff auch bei Nebel und Dunkelheit die Fahrrinne an.
Das Arbeitsschiff ist vor dem Neuenheimer Ufer im Einsatz. "Die Fahrrinne ist garantiert drei Meter tief, hier sind es vielleicht dreieinhalb bis vier Meter. Da kann man Pressluft atmen", sagt Stefan Mainzer, als sein junger Kollege die Arbeit unter Wasser beginnt. Die Luft wird ihm über eine Schlauchverbindung zugeführt. Auf dem Rücken hat er eine Reserveflasche für den Fall, dass sich einmal der Schlauch verfängt und der Taucher nicht mehr wegkäme.
Dann könnte er den Schlauch abkoppeln und auf die Flasche umschalten. "Zum Tauchen muss man immer zu dritt sein", erläutert Mainzer. "Der Taucher, der im Wasser ist, ein Reservetaucher, wenn mit dem Taucher etwas wäre, und ein Signalmann. Das ist der, der die Telefon- und Schlauchverbindung zum Taucher hält, der ihn navigiert. Wenn der Taucher sagt: Ich brauche dieses oder jenes Werkzeug, das kommt dann hier über Telefon an."
Damit die Kette gewechselt werden kann, hat der Taucher jetzt unter Wasser eine Verschraubung zu lösen. Nach sechs Jahre im Fluss ist sie vielleicht verrostet oder verklumpt. Immerhin hat er derzeit relativ gute Sicht. "Wenn ich von guter Sicht rede, rede ich von einem Meter, einem Meter fünfzig", erklärt Mainzer. "Aber es gibt natürlich Tage, da ist null Sicht. Da macht man andere Arbeiten, beispielsweise die Schleusenkammern kontrollieren. Da weiß jeder genau, da sitzen die Lager, da ist die Schraube, da ist das Gummi. Da brauche ich keine Sicht, da mache ich alles mit Gefühl."
Unter Wasser machen die Taucher auch Bekanntschaft mit vielerlei, was im Fluss nichts zu suchen hat: "Wir haben schon alles Mögliche gefunden, vom Fahrrad übers Motorrad, auch Munition aus dem Weltkrieg", berichtet Mainzer. "In diesem Fall kommt der Kampfmittelräumdienst und beseitigt das. Neuerdings finden wir diese Tretroller. Gerade im Heidelberger Bereich. Wir holen sie raus und die Firmen holen sie dann ab."