Haßmersheim: Ja zum "Schifferdorf"-Spielplatz im Baugebiet Nord III
Von Caspar Oesterreich
Haßmersheim. Nur wenige Stühle im Zuschauerbereich blieben bei der jüngsten Sitzungen des Gemeinderats frei. Zahlreiche Haßmersheimer waren gekommen, und auch einige Kandidaten der anstehenden Bürgermeisterwahl fanden sich ein. Aufmerksam spitzten sie die Ohren, als zu Beginn eine Bürgerin ans Mikrofon trat. Mit den Plänen für den Bau des Spielplatzes im Neubaugebiet "Nord III" sprach sie das zentrale Thema der Sitzung an: "Ich wünsche mir, dass Eltern, Kinder und Erzieher in die Entscheidung einbezogen werden. Ich will diskutieren, wenn es um Projekte für die Allgemeinheit geht." Ein Wahlversprechen vieler der insgesamt zehn Bewerber für den Posten des Rathauschefs.
Für die Konzeption des Spielplatzes aber kamen die Einwände zu spät. Um noch eine Chance auf Leader-Förderung für das Vorhaben zu bekommen, muss bis spätestens 20. Oktober eine Projektbeschreibung eingereicht werden, wie IFK-Planerin Ines Breiding dem Gremium deutlich machte. Zur rechtzeitigen Antragsstellung sei jetzt ein Beschluss notwendig; nur dann bestehe noch die Möglichkeit auf Übernahme von bis zu 60 Prozent der Kosten durch das Land.
Schon im Mai hatte Breiding dem Gemeinderat drei Konzepte für den Spielplatz vorgestellt. Die Pläne für eine mehr als 900.000 Euro teure Anlage wurden damals jedoch einstimmig abgelehnt und ein maximales Budget von 300.000 Euro festgelegt. "Diese Grenze habe ich ausgereizt", erklärte Breiding bei der Präsentation ihres neuen Entwurfs, der ein großes Kletterschiff samt Rutsche, ein Wackelfloß, drei Holzhäuschen, eine vierteilige Schaukelanlage, ein Trampolin sowie eine Slackline-Vorrichtung und Sitzbänke vorsieht. Die integrative Spielstätte widme sich als "Schifferdorf" der Historie Haßmersheims, was auch die Chancen auf eine Leader-Förderung erhöhe.
Auf Wunsch des Gremiums hatte Breiding am Tag der Sitzung noch ein Wasserspiel in ihr Konzept integriert, was mit rund 50.000 Euro zusätzlich zu Buche schlägt. Nach einiger Diskussion zu Wartungsaufwand und Wasserquelle beschloss der Gemeinderat bei einer Gegenstimme den Spielplatzbau – samt Wasserspiel (angeschlossen an die Trinkwasserleitung) und einem zusätzlichen, rund 5000 Euro teuren Rudergerät, das auch von Senioren benutzt werden kann.
Karlheinz Graner (SPD) hatte es vorgeschlagen, "weil viele Großeltern mit ihren Enkeln auf den Spielplatz gehen" und eine generationenübergreifende Begegnungsstätte sicher Zusatzpunkte bei der Leader-Förderung erwirke. "Sollten wir 60 Prozent Fördergelder bekommen, hätten wir auch umfangreicher planen können", betonte er. Zumal wohl auch noch eine Zahlung der Baugenossenschaft Familienheim Mosbach aussteht, die laut Michael Hönig (CDU/UFW) der Gemeinde 50.000 Euro für den Spielplatz versprochen habe, "weil sie im Zuge der Errichtung des großen Wohnkomplexes keine eigene Spielstätte gebaut haben". Das werde man überprüfen, versprach Rechnungsamtsleiter Stefan Salen.
Teurer wird nun allerdings die Containeranlage zur temporären Unterbringung von vier Krippen- und Kindergartengruppen. Gemäß einem Gemeinderatsbeschluss vom 22. Februar war sie ursprünglich neben der Friedrich-Heuß-Schule angedacht. Da dieser Standort aber "Konfliktpotenzial mit vielen Beteiligten" berge, wie es in der neuen Beschlussvorlage hieß, entschied der Rat jetzt, ein Gelände in Nord III zu nutzen. Zusätzliche Erschließungskosten: 147.000 Euro.
Wobei der Standort auch für andere Projekte als temporärer Ausweichort, zum Beispiel während der Sanierung des Feuerwehrgerätehauses, genutzt werden könne. Die jährliche Miete der Kita-Container beläuft sich auf rund 67.000 Euro. Der neue Bürgermeister ist demnach gut beraten, wenn er zügig eine langfristige Lösung für die Kinderbetreuung findet.
Auf welchen Kandidaten die Wahl der Haßmersheimer am Sonntag auch fällt – der künftige Bürgermeister darf sich auf eine neue Amtskette freuen. Zwar gibt es bereits drei Exemplare (von jedem Ortsteil eine), an denen der Zahn der Zeit jedoch schon deutlich genagt hat. Der Zuspruch für ein circa 4000 Euro teures neues Silber-Schmuckstück mit den Wappen von Haßmersheim, Neckarmühlbach und Hochhausen fiel trotzdem nicht einstimmig aus. Eine Amtskette sei ein Symbol der Zurschaustellung von Macht und heute nicht mehr zeitgemäß, sagte Anna Leischner (Bürgerliste-Bündnis 90/Die Grünen). "Da könnten wir das Geld auch sinnvoller für den Spielplatz ausgeben."
Das sieht auch Jonas Schmitt (SPD) so. "Wenn hier im Gremium mit Tradition argumentiert wird, sind dafür die historischen Amtsketten am besten geeignet", betonte er und stimmte gemeinsam mit der Grünen-Fraktion gegen eine neue Kette. Am Ende wurde der Beschluss mit zwei Enthaltungen, elf Ja- und drei Nein-Stimmen angenommen.