Östringen: Seife wechselt beim Händewaschen die Farbe
Von Konrad Schröter
Östringen. "Die Präsentation haben wir hochgezogen als ‚Man in Black‘. Also die Agenten, die das Virus bekämpfen", sagt Sophia Haßfeld und lacht. Was die Schülerin aus Östringen und ihr Mitschüler Mika Schwab aus Dettenheim beim Wettbewerb "Start-up Teens" präsentiert haben, ist mehr als aktuell: Denn sie haben eine besondere Seife entwickelt – und sind damit bei dem bundesweiten Wettbewerb erfolgreich.
"Start-up Teens" ist eine 2015 gegründete Non-Profit-Organisation, die jungen Menschen dabei hilft, ihre Ideen zu verwirklichen. "Viele Jugendliche würden gerne gründen, wissen aber noch nicht wie", erklärt Mitgründer und Geschäftsführer Hauke Schwiezer. Um nachzuhelfen, veranstaltet "Start-up Teens" jährlich einen deutschlandweiten Wettbewerb. In sieben Kategorien können 14- bis 19-jährige Schülerinnen und Schüler teilnehmen und ihre Idee in einem Businessplan umsetzen. Die Schülerin und der Schüler, die die Handelslehranstalt Bruchsal besuchen, stehen als Team "Saponi" in der Kategorie "Science & Health" im Finale, das am morgigen Freitag online stattfindet und in dem pro Kategorie 10.000 Euro Preisgeld für die Gewinnerteams vergeben werden.
Aber wie kam es dazu? "Wir haben eine Seife entwickelt, die nach 30 Sekunden die Farbe wechselt", erklärt die 18-jährige Sophia Haßfeld. In der Seife, von der es allerdings noch keinen Prototypen gibt, befinden sich Mikrokügelchen. Wenn sich zum Beispiel ein Kind die Hände einseift, zerplatzen die Kügelchen nach 30 Sekunden durch die Reibung und Wärme, die dabei entsteht. "Der Indikator reagiert dann mit Sauerstoff und wechselt die Farbe", sagt Sophia Haßfeld. "Die Seife hat vor allem einen Lerneffekt für Kinder, die so lernen, lang genug die Hände zu waschen", ergänzt sie. Auch für Erwachsene kann "Saponi" hilfreich sein.
"Die Idee kam ursprünglich von meiner Mutter", sagt Mika Schwab, ebenfalls 18 Jahre alt. Als sie zu Beginn des letzten Schuljahres auf Ideenfindung für "Jugend gründet" waren, einem anderen Wirtschafts-Wettbewerb, sind sie auf Zahnpasta gestoßen, die sich verfärbt, sobald man lange genug geputzt hat. Diesen Anreiz haben Mika Schwab und Sophia Haßfeld auf Seife übertragen, damals noch mit drei anderen Mitschülern, die nach dem Wettbewerb ausgestiegen sind. Ein Chemielehrer und eine Studentin waren es schließlich, die den Jugendlichen konkrete Vorschläge gaben. "Das Konzept ist Stück für Stück zusammengekommen", sagt Sophia Haßfeld.
Dafür haben sie gute Resonanz bekommen. Viele Leute hätten gefragt, wann "Saponi" auf den Markt kommt und Kinder hätten erzählt, dass es ihnen wirklich helfen würde. Auch die "Jugend gründet"-Jury konnten sie überzeugen: Das Team durfte an einem Zwischenfinale teilnehmen und landete am Ende in den Top 20 aus über 800 Projekten – hier entstand auch die bereits erwähnte "Man in Black"-Präsentation. "Nach Jugend gründet hatten wir schon mit dem Projekt abgeschlossen", erzählt Mika Schwab, "aber ,Start-up Teens’ kam auf uns zu und wir hatten dann doch Lust, weiterzumachen."
Und was war das Schönste? "Es hat Spaß gemacht, sich in der Gruppe zu treffen. Wir hatten den Reiz, etwas Neues zu erfinden und zusammen weiterzukommen", erinnert sich Mika Schwab. Der Zeitaufwand dafür war enorm: Fünf bis sechs Stunden wöchentlich, und das ein ganzes Schuljahr lang. "Das hat ziemlich viele Nerven gekostet", sagt Sophia Haßfeld und lacht.
Die Frage, ob "Saponi" auf den Markt kommt, können die 18-Jährigen noch nicht beantworten. "Vielleicht haben wir zu lange gezögert", gibt Mika Schwab zu. Ausschließen wollen sie es aber nicht. Und wofür steht eigentlich der Name? Sophia Haßfeld hat die Antwort: ",Saponi’ heißt Seife auf Georgisch, der Muttersprache meiner Mutter."
