Schriesheim: Neue Chance für die Stadtbahn nach Mannheim?
Von Micha Hörnle
Schriesheim. Es ist eine alte Idee: Schriesheim könnte besser an Mannheim angebunden werden. Zumindest brachte die grüne Bürgermeisterkandidatin Fadime Tuncer den Vorschlag wieder auf, als am Dienstagnachmittag der grüne Landesverkehrsminister Winfried Hermann zu Besuch war, um Wahlkampf für die Bundestagsabgeordnete Franziska Brantner zu machen: "Die Nord-Süd-Achse ist gut angebunden", sagte Tuncer, "aber die Ost-West-Anbindung ist schwierig."
Sie verwies auf die Pläne für eine Stadtbahn über Ladenburg vor über 20 Jahren, "wir möchten die wieder hervorholen", denn "die bringt eine große Zeitersparnis". Momentan braucht die OEG vom Bahnhof Schriesheim zum Mannheimer Hauptbahnhof geschlagene 57 Minuten. Hermann indessen sprang noch nicht so richtig darauf an: "Das muss man prüfen und dann sehen, ob so etwas geht."
Doch war Hermann weniger hierhergekommen, um alte Ideen zu diskutieren, sondern um die Verkehrswende zu propagieren – auch wenn dazu, zumindest theoretisch, eine Ost-West-Achse von Mannheim an die Bergstraße gehören könnte. "Im Verkehrssektor ist am wenigsten für den Klimaschutz passiert, woanders hat man mehr erreicht", so der Minister. Das liege an seinem Amtskollegen im Bund, Andreas Scheuer (CSU), so etwas wie der Lieblingsgegner der Grünen: "Der hat Jahre damit verbracht, den Ausländern die Pkw-Maut aufs Auge zu drücken – das Ergebnis ist bekannt. Da wurde viel Zeit verplempert."
Die Bahn sei technologisch oft noch im 19. Jahrhundert, aber damals war sie wenigstens pünktlich. Aber auch sonst sei beim Verkehr jede Menge nachzuholen – von neuen Antriebsarten wie Batterie oder Brennstoffzelle, mittlerweile gibt es sogar Pilotprojekte für Laster mit Oberleitungen.
Doch für die Region fast wichtiger sind die vielen Lücken im Radwegenetz, die auch immer wieder in der Diskussion angesprochen wurden: Bis vor zehn Jahren (also seinem Amtsantritt) habe es gar keine Radverkehrspolitik des Landes gegeben, damals hieß es, das sei Sache der Kommunen. Das habe sich geändert – auch dank des Bundes, der deutlich mehr Geld für Radwege ausgebe als früher.
Er nannte die geplante und schon recht konkrete Radschnellverbindung Mannheim-Heidelberg (von der Schriesheim nicht berührt wird) und die noch etwas unkonkrete von Darmstadt nach Heidelberg (von der auch Schriesheim etwas hätte). Aber noch dringlicher sind die bestehenden Mängel bei den Radwegen, auf die Tuncer hinwies: In Schriesheim verläuft der Radweg direkt auf dem Trottoir der B3 mit vielen gefährlichen Ausfahrten, und auch die Verbindung von der Kernstadt nach Altenbach sei zwar grundsätzlich beschlossen, aber noch meilenweit von ihrem Bau entfernt.
Darauf sprang auch der grüne Fraktionssprecher im Gemeinderat, Christian Wolf an, der selbst Altenbacher ist: Es sei das Dilemma, dass es einerseits angeblich keinen Bedarf für neue Radwege im autoaffinen Odenwald gebe – und doch schlummere hier ein Potenzial, das nicht gehoben werde, eben weil das Radeln hier zu gefährlich sei: Oft genug würde es sogar den Kindern verboten. Einen richtigen Ratschlag konnte Hermann nicht geben – außer dass man sich nicht davon abschrecken lassen sollte, aufs Rad zu steigen, und sei es für den Schulweg. Allgemein riet er den Kommunen, hier selbst aktiv zu werden.
Ein anderes Thema, das Brantner ansprach, war die komplizierte Einführung von Tempo 30 vor Schulen. Klar eine Bundesangelegenheit. Aber für eine "an den Menschen orientierte Straßenverkehrsordnung muss das Verkehrsministerium erst mal aus der Hand der CDU kommen".
