Region Schwetzingen: Wohnort der Kandidaten spielt keine Rolle
Von Anna Manceron
Region Schwetzingen. Zwei Landkreise, 20 Kommunen: Bei der Bundestagswahl am kommenden Sonntag können die Bürger im Wahlkreis 278 Bruchsal-Schwetzingen zwischen zehn Direktkandidaten und 24 Parteien wählen. Um die Erststimme bewerben sich: Olav Gutting (CDU), Nicole Heger (Grüne), Nezaket Yildirim (SPD), Christopher Gohl (FDP), Alena Schmitt (Die Linke), Ruth Rickersfeld (AfD), Alexander Geyer (Freie Wähler), Gerd Wolf (Die Partei), Jonas Fritsch (Einzelbewerber) und Frank Theis (Die Basis).
Zum Wahlkreis gehören im Landkreis Karlsruhe die Gemeinden Bad Schönborn, Bruchsal, Forst, Hambrücken, Karlsdorf-Neuthard, Kronau, Oberhausen-Rheinhausen, Östringen, Philippsburg, Ubstadt-Weiher und Waghäusel. Im Rhein-Neckar-Kreis sind die Gemeinden Altlußheim, Brühl, Hockenheim, Ketsch, Neulußheim, Oftersheim, Plankstadt, Reilingen und Schwetzingen dabei.
Wie viele Wahlberechtigte bis zum Sonntagabend ihr Kreuz machen dürfen, kann ein Sprecher des Landratsamts Karlsruhe vorab nicht sagen. Allerdings dürften es ähnlich viele sein, wie bei der Landtagswahl im März. Damals gab es nach Angaben des Landratsamts insgesamt 194.994 Wahlberechtigte in den Gemeinden des Bundestagswahlkreises, davon 112.870 im Kreis Karlsruhe und 82.124 im Rhein-Neckar-Kreis.
Da der Wahlkreis aus zwei Landkreisen besteht, sind bei den größeren Parteien in der Regel auch mehr als ein Kreisverband an der Kandidatensuche beteiligt. Kommt es da manchmal zu Reibereien zwischen Kurpfälzern und Badenern? "Ganz und gar nicht", erklärt Ansgar Mayr, Pressesprecher der CDU Karlsruhe-Land. "Wir arbeiten in der CDU auch zwischen den Verbänden eng zusammen." Die Christdemokraten setzen auch diesmal auf ihren Erfolgsgaranten Olav Gutting. Der Rechtsanwalt aus dem Kreis Karlsruhe hat seit der Gründung des Wahlkreises im Jahr 2002 jede Bundestagswahl gewonnen und der CDU mit deutlicher Mehrheit das Direktmandat gesichert. Innerhalb seiner Partei ist der Jurist unangefochten.
Seit Guttings erster Kandidatur im Jahr 2002 gab es bei den Nominierungen keine Gegenbewerber. "Olav Gutting kommt genau aus der Mitte des Wahlkreises und war vom ersten Tag an in allen Kommunen beider CDU-Kreisverbände regelmäßig vor Ort präsent", betont Mayr. "Diesen direkten Kontakt schätzen unsere Mitglieder, die verantwortlichen Kommunalpolitiker und die Bürger in den Gemeinden sehr." Auch die Kandidatin der SPD, Nezaket Yildirim, tritt nicht zum ersten Mal an. Die Sozialdemokratin aus Schwetzingen kandidierte bereits bei der Bundestagswahl 2017. Davor hatte der heutige Landtagsabgeordnete Daniel Born sein Glück versucht. Er wohnte damals im Landkreis Karlsruhe.
Auf der Suche nach einem Nachfolgekandidaten für die Wahl 2017 hörten sich die beiden SPD-Kreisverbände bei den Ortsvereinen um, berichtet Medienreferent Norbert Theobald. Yildirim kandidierte und wurde nominiert.
Aus dem Kreis Karlsruhe sei keine Empfehlung abgegeben worden. Für die Bundestagswahl 2021 stellte sich Yildirim erneut zur Verfügung und gewann gegen ihren Mitbewerber Fabian Verch aus Bruchsal. Born hatte sich 2013 gegen den Baden-Badener Werner Henn durchgesetzt, der 2009 für die SPD im Wahlkreis angetreten war.
Bei den Grünen seien die Nominierungsveranstaltungen bisher "sehr unspektakulär" gewesen, erzählt Sigrid Schüller, Vorsitzende des Kreisverbands Kurpfalz-Hardt. Diese hält die Partei abwechselnd im südlichen und im nördlichen Teil des Wahlkreises ab. "Bis 2017 stellten sich immer Kandidaten aus dem Wahlkreis selbst zur Wahl, die Zugehörigkeit zum Rhein-Neckar-Kreis oder zum Landkreis Karlsruhe spielte dabei keine Rolle", sagt Schüller. Erst zur Bundestagswahl 2017 meldete mit dem Heidelberger Danyal Bayaz ein Kandidat von außerhalb Interesse an.
Er wurde nominiert und holte "dank des guten grünen Wahlergebnisses und seines guten Listenplatzes" ein Mandat. Eigentlich wollte Bayaz bei der Wahl 2021 wieder antreten. Doch mit seinem Wechsel in die Landesregierung musste ein neuer Kandidat her. Bei der Nachnominierung im Juni kam es zu einer Kampfabstimmung, bei der sich Nicole Heger aus Waghäusel gegen drei auswärtige Bewerber durchsetzte. Aber: "Uns kommt es weniger darauf an, wo jemand herkommt, sondern darauf, wie gut ein Kandidat grüne Kernanliegen voranbringen kann", betont Schüller.
Alexander Kohl, Kreisvorsitzender der FDP Rhein Neckar, sieht das ähnlich. Seine Partei geht im Wahlkreis 278 mit einem auswärtigen Kandidaten ins Rennen, der in der Region aber kein Unbekannter ist. Christopher Gohl war im Mai für den ausgeschiedenen Bundestagsabgeordneten Christian Jung (Wahlkreis Karlsruhe-Land) über die Landesliste nachgerückt. Nachdem der FDP ihr ursprünglicher Kandidat im Wahlkreis Bruchsal-Schwetzingen, der Ketscher Gemeinderat Chris Brocke, aus persönlichen Gründen weggefallen war, fragten die Liberalen Gohl, ob er für sie dort kandidieren wolle.
Der wissenschaftliche Assistent und Mediator aus Tübingen sagte ja. Dass er nicht aus dem Wahlkreis stammt, stört die FDP in der Region kein bisschen. "Wir waren alle froh, dass er es macht", betont Kohl. Außerdem gehe es bei der Bundestagswahl in erster Linie um große politische Themen. "Wenn man da mit Lokalkolorit kommen würde, fände ich das irgendwie deplatziert."
