MI6: Dem Westen fehlen Spione
Westliche Nachrichtendienste haben damit zu kämpfen, junges Personal zu rekrutieren, beklagte ein ehemaliger britischer Geheimdienstmitarbeiter in den australischen ABC News. Jüngere Menschen würden sich eher existentiellen Themen wie dem Klimawandel oder Menschenrechten widmen.
Nach Aussage des ehemaligen MI6-Agenten und Autors Harry Ferguson, der jahrzehntelang auf der ganzen Welt für den britischen Geheimdienst gearbeitet hat, sind junge Leute desillusioniert, was die Wege der Vergangenheit betrifft.
"Von 9/11, Irak und Afghanistan bis zu genau diesem Moment, wenn du ansiehst, was in Gaza und im Libanon passiert, sagen eine Menge junger Leute: 'Warum sollte ich dazu beitragen, wenn ihr nichts Gutes tut?'", sagte er gegenüber ABC.
Der ehemalige Spion merkte an, als er durch den MI6 rekrutiert wurde, hätte es einen "klaren Feind zu bekämpfen" gegeben. Heute seien jedoch die Probleme, denen die Welt gegenüberstehe, weniger klar. Ferguson fügte hinzu, dass junge Leute noch immer der Gesellschaft dienen wollen, allerdings in anderen Bereichen, etwa bei der Bekämpfung des Klimawandels, der Einhaltung von Menschenrechten und anderen politischen Themen.
"Die Wirkung unterscheidet sich ein wenig von Land zu Land, aber wir stellen fest, dass diese kulturelle Verschiebung eine politische Verschiebung ist, und der Wunsch, die Welt nicht zu einem schlechteren Ort zu machen, gerade der Rekrutierung entgegensteht", schildert Ferguson. Dies sei eine Tendenz, die Nachrichtendienste "in der ganzen westlichen Welt" beobachten.
Wie ABC anmerkte, haben britische und australische Nachrichtendienste Anwerbekampagnen in den sozialen Medien gestartet und ihre Anforderungen für die Anstellung abgesenkt, in der Hoffnung, dadurch leichter Nachwuchs zu finden.
Dennoch fällt es ihnen weiterhin schwer, auf eine gemeinsame Ebene mit jüngeren Leuten zu kommen.
In Australien haben Experten festgestellt, dass das Land nicht genug Arbeitskräfte mit den nötigen Kenntnissen in Geopolitik hervorbringe. Dies sei häufig eine Folge dessen, dass Leute Anfang 20 im Klimawandel eine größere Bedrohung sehen als in feindlichen Nationen.
Afeeya Akhand vom Australischen Institut für politische Strategie (ASPI), sagte gegenüber ABC, dass die westlichen Spionagedienste ihre Definition von nationaler Sicherheit so anpassen müssen, dass sie auch Themen wie COVID und Klimawandel umfassen. Zudem sollten sie daran arbeiten, die Sichtweisen der jüngeren Generation zu integrieren und ihnen zu erklären, dass sie durch die Regierungs- und Sicherheitsbehörden eine ganze Reihe von Themen angehen könnten.
Ferguson erklärte ebenfalls, junge Leute, die sich um die Umwelt und Menschenrechte sorgen, könnten eine wertvolle Ressource für Nachrichtendienste werden. Viele von ihnen hätten Fähigkeiten, von denen sie noch nichts wissen, und könnten undercover "vorzügliche Agentenführungsarbeit" leisten.
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