"Ist nur Schminke" – Französischer TV-Sender verharmlost Polizeigewalt gegen Demonstranten
Am Wochenende kam es in Paris wieder zu Demonstrationen gegen das "globale Sicherheitsgesetz" der Macron-Regierung. Die Veranstalter beklagten erneut ein überhartes Vorgehen der Polizei – der Sender "BFMTV" leistete sich in diesem Zusammenhang einen peinlichen "Aussetzer".
Am Samstag, dem 12. Dezember, kam es in Paris erneut zu Zwischenfällen bei der Demonstration gegen das "globale Sicherheitsgesetz". Während die Demonstration vom Samstag zunächst zu weniger Ausschreitungen führte als die vorhergehenden Kundgebungen, sorgte dann doch das Bild eines blutenden Musikers in dem Sozialen Medien für Wirbel. Auslöser war vor allem die Berichterstattung darüber durch den französischen Nachrichtensender BFMTV.
Während der Live-Übertragung der Demonstration kommentierte BFMTV die Aufnahmen mit dem verletzten Musiker zunächst mit den Worten:
"Wir kommen zurück zu den Bildern, die wir soeben von diesem blutverschmierten Mann gesehen haben. Es ist Make-up, wir beruhigen Sie, im Moment ist niemand verletzt [...] Die Polizei ist vor Ort, um zu versuchen, diese Anfänge von Spannungen einzudämmen."
????BFMTv diffuse en direct les images d’un musicien blessé pendant la manifestation de Paris.« On revient un petit instant sur ces images d’un homme maculé de sang, c’est du maquillage, on vous rassure, pour l’instant pas de blessé » pic.twitter.com/3PkjUKRvJ3
— BalanceTonMedia (@BalanceTonMedia) December 12, 2020
Doch da irrte sich der Sender leider gewaltig. Andere Aufnahmen zeigen, dass der Musiker tatsächlich zuvor "Kontakt" mit den Polizeikräften hatte.
Nachdem die Beamten den Mann angegriffen und seine Trommel weggetreten hatten, hielt sich der Musiker den Kopf und wurde offenbar von Zeugen der Szene angesprochen, die sich nach seinem Zustand erkundigen wollten. "Medics!" ("Sanitäter!") hört man am Ende dieses Video-Clips aus dem Off rufen, ohne dass sich feststellen lässt, ob es sich um diesen verletzten Mann handelt, für den Demonstranten gerade um Hilfe rufen.
Les forces du désordre qui harcèlent les manifestants en fonçant régulièrement dans le cortège sans raison sinon distribuer des coups de matraque. Regardez l’homme avec le tambour qui joue tranquillement et qui finit la gueule en sang ⤵️⤵️⤵️ ( Live Brut ) #ManifParis pic.twitter.com/DNSXdYdhPJ
— Anasse Kazib (@AnasseKazib) December 12, 2020
Nachdem der Kommentar von BFMTV in den Sozialen Medien für Proteste gesorgt hatte, korrigierte der Sender die Information noch am selben Abend: "Während der Demonstration an diesem Samstag in Paris sendete BFMTV Live-Bilder von einem Demonstranten mit blutendem Gesicht. Es wurde vermutet, dass es sich um Make-up handelte... Dies war nicht der Fall: Der Mann war tatsächlich von Polizeibeamten geschlagen worden", erklärte der Sender in einem Tweet.
Au cours de la manifestation ce samedi à Paris, BFMTV a diffusé en direct les images d’un manifestant le visage en sang. Il a été évoqué qu'il s’agissait de maquillage en raison d’une information erronée. Il n’en était rien: cet homme a bien été frappé par des policiers. pic.twitter.com/4IuRBeJOn4
— BFMTV (@BFMTV) December 12, 2020