Wiesloch: MLP hat den "Stresstest 2020" bestanden
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Von Matthias Kros
Wiesloch. Ungeachtet der Corona-Krise hat der Finanzdienstleiter MLP auch im vergangenen Jahr seinen Wachstumskurs fortgesetzt. "MLP hat ein außergewöhnliches und intensives Jahr hinter sich", sagte Uwe Schroeder-Wildberg, Vorstandsvorsitzender von MLP, am Donnerstag in Wiesloch. Nach einem sehr starken vierten Quartal 2020 stiegen die Gesamterlöse aus Provisionen und Honoraren auf den höchsten Wert seit der Veräußerung der eigenen Versicherungsgesellschaften im Jahr 2005. Auch das Ergebnis verbesserte sich weiter. Damit habe man nicht nur im siebten Jahr hintereinander ein Wachstum erzielt, so Schroeder-Wildberg, sondern auch die eigenen Ziele für 2020 übertroffen – obwohl man diese noch vor dem Ausbruch der Pandemie gesetzt habe.
Zuwächse konnte MLP in fast allen Beratungsfeldern verzeichnen, den größten gab es mit etwa 67 Prozent in dem noch recht jungen Bereich der Immobilienvermittlung. Rückgänge (minus 5 Prozent) musste MLP allein im Bereich Altersvorsorger hinnehmen, vor allem die betriebliche Vorsorge habe unter den Corona-Einschränkungen gelitten, so Schroeder-Wildberg. Das beratungsintensive Geschäft sei angesichts der Hygiene-Vorschriften und Homeoffice-Regelungen nur schwer möglich gewesen. Spätestens Mitte des Jahres erwarte man aber eine Erholung. Auf Jahressicht bildete das Vermögensmanagement übrigens erstmals das größte Beratungsfeld.
Auch für weiteres Wachstum hat MLP schon eine Basis geschaffen. So vergrößerte sich der Beraterstamm im Geschäftsjahr 2020 auf 2086, was einem Plus von 105 Beratern entspricht. Seit dem Jahr 2006 ist dies laut MLP das erste dreistellige Wachstum, erstmals ist zudem die 2000er-Marke geknackt. Im laufenden Jahr rechnet das Unternehmen allerdings nur mit einer Stagnation bei Ergebnis (EBIT) – konkret erwarten die Wieslocher einen Wert in dem Korridor zwischen 55 Millionen und 61 Millionen Euro. Erst im Jahr 2022 würden die angelegten Wachstumstreiber ihre vollständige Wirkung entfalten, erklärte Finanzvorstand Reinhard Loose. Dann erwartet MLP einen deutlichen Anstieg des EBITs auf 75 bis 85 Millionen Euro.
"Das Jahr 2020 war erfolgreich und ein unfreiwilliger Stresstest für unsere Strategie", fasste Schroeder-Wildberg zusammen. Man habe diesen "mit Bravour bestanden". MLP sei im Jahr des 50. Jubiläums "da, wo wir hinwollten, als wir 2005 unseren Aufbruch begonnen haben". Aufbauend auf dem Kern der Gründungsidee sei MLP mittlerweile "ein anderes Unternehmen, ein neues MLP". Freuen dürfen sich darüber auch die Aktionäre: Die Dividende soll pro Aktie auf 23 Cent (2019: 21 Cent) steigen.
Aber auch Kritik gibt es weiterhin an MLP, vor allem an der Präsenz an Universitäten, wo die Wieslocher um lukrative Verträge mit den Studierenden buhlen. "Das starke Wachstum bei den Vermittlern liegt auch an einer viel zu unkritischen Bereitschaft zahlreicher deutscher Hochschulen, eine enge Kooperation mit MLP einzugehen", sagte Lena Blanken von Finanzwende, einer Initiative des früheren Bundestagsabgeordneten Gerhard Schick aus Mannheim. Bildungsstätten öffneten MLP seit Jahren Tür und Tor und ermöglichten dem Unternehmen Zugang zu Studierenden, die dann teils unpassende und teure Verträge abschließen würden.
Schroeder-Wildberg ließ das aber nicht gelten und sprach von einer Kampagne gegen sein Unternehmen. MLP gehe transparent vor und übe keinen Druck aus. Zudem seien die Rückmeldungen der Studierenden – etwa auf die Seminarangebote – gut bis sehr gut. In den Zeiten der Pandemie, in denen es nur wenige Präsenzveranstaltungen an den Universitäten gebe, habe man die Veranstaltungen teilweise in die sozialen Medien verlagert. "Das funktioniert sehr gut", so Schroeder-Wildberg.