Eberbach: Zum Öffnen fehlt den Gärtnereien noch die amtliche Erlaubnis
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Von Helen Moayer Toroghy
Eberbach. "Ich nehme Sie einmal mit in den Frühling", grüßt Wilhelm Emmerich und führt durch seine Gewächshäuser. Überall blüht und duftet es dort und die Blumen warten darauf, in den Gärten vieler Kunden den Frühling zu verkünden. Das dürfte vielleicht bald so weit sein, denn das Land hat beschlossen, dass Gärtnereien ab Montag, 1. März, ihre Läden für Kundschaft wieder aufschließen dürfen.
"Wir sind froh, dass wir wieder öffnen können. Wir haben hier viele Pflanzen, die man ein halbes Jahr vorziehen muss", erzählt Emmerich und deutet auf die Geranien. Eine amtliche Benachrichtigung über die Wiedereröffnung mit Hygienekonzept habe er aber bislang nicht erhalten.
Im Gewächshaus, in dem aktuell die Geranien für Mai gezogen werden, steht am Eingang ein blühender Orangenbaum. "Ein Projekt meines Sohnes", sagt er stolz.
Dass so lange geschlossen war, sei nicht schön gewesen. "Click & Collect federt zwar einiges ab, aber es ersetzt nicht den Verkauf im Laden", so Emmerich. Bei dem Click & Collect-System bestellen Kunden ihre Ware beispielsweise telefonisch und können diese dann zu den Abholzeiten vor Ort mitnehmen. Auch in der Innenstadt arbeiten seit Mitte Januar einige Geschäfte mit diesem System.
Viele Kunden aus Hessen habe Emmerich außerdem wegschicken müssen. Dort durften die Gärtnereien nämlich geöffnet bleiben und viele hätten gar nicht "auf dem Schirm gehabt", dass in Baden-Württemberg andere Regeln gelten. Trotzdem könnte die Lage noch schlimmer sein: "Wir sind noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen", zog der passionierte Gärtner Resümee. Die pandemiebedingte Schließung seit Mitte Dezember habe die Gärtnerei bisher noch nicht so hart getroffen. Denn im Winter sei es in den Gärtnereien ohnehin ruhiger. "Jetzt zählt aber jeder einzelne Tag", betont er.
"Würde die Eröffnung jetzt noch zwei Wochen auf sich warten lassen, wäre das eine Katastrophe." Dann müssten nämlich schon einige Pflanzen weggeworfen werden. Hinzu kämen Platzprobleme: Denn irgendwann seien die Geranien so groß, dass sie den Raum der anderen Gewächshäuser benötigen. "Wie in keiner anderen Jahreszeit können Sie den Pflanzen beinahe beim Wachsen zuschauen", sagt er lachend. Umso schöner die Aussicht, jetzt vielleicht wieder öffnen zu können. Die Sorge, dass doch wieder Einschränkungen kommen, bleibe aber immer im Hinterkopf.
Auch Ralph Brenneis blickt der Wiedereröffnung seiner Gärtnerei zuversichtlich entgegen. "Ich freue mich aber erst richtig, wenn ich weiß, was Sache ist", erklärt er. Denn auch er habe noch keine verlässlichen Informationen erhalten, wie die Öffnung konkret aussehen wird. Es sei zwar eine Rundmail verschickt worden vom Fachverband deutscher Floristen Baden-Württemberg. Dort wurde jedoch nur über eine mögliche Öffnung gesprochen und es sei auch noch nicht klar, ob nur auf Außenflächen verkauft werden dürfe. "Wie üblich hängt alles in der Schwebe", sagt der Gärtnermeister ernüchtert.
Durch den Winter sei die Gärtnerei, die schon seit vier Generationen besteht, aber verhältnismäßig gut gekommen. Denn da sie nicht mehr selbst kultivieren, haben sie sich gut an die neue Situation anpassen können. Auch der Verkauf von Obst und Gemüse auf dem Wochenmarkt sei eine Hilfe.
Durch die Kooperation mit der Poststelle habe die Gärtnerei außerdem drei Stunden täglich öffnen können. Einbußen habe es trotzdem gegeben – besonders an Valentinstag: "Es war bei Weitem nicht das Geschäft eines klassischen Valentinstags", erklärt Brenneis.
Ab 1. März will er seine Gärtnerei möglichst wieder zu den normalen Öffnungszeiten betreiben. Mit einer großen Pflanzenbestellung sei der Gärtnermeister aber zunächst noch vorsichtig. Denn jetzt, da es wärmer wird, ginge alles sehr schnell. "Und wenn die Kunden kommen, möchten sie keine offenen Frühjahrsblüher, sondern knospende Blumen – um möglichst lange Freude an ihnen zu haben."