Aglasterhausen: Das sagt die Bürgermeisterin zur überraschenden Abwahl
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Von Heiko Schattauer
Aglasterhausen. Wenig Spektakuläres, dafür aber viel Erbauliches und am Ende sehr Persönliches prägte die jüngste Gemeinderatssitzung in Aglasterhausen. Es war die erste Zusammenkunft des Gremiums nach der Bürgermeisterwahl Ende Januar, die bekanntlich eine faustdicke Überraschung brachte, die Abwahl von Amtsinhaberin Sabine Schweiger nämlich. Und so war es auch die persönliche Erklärung der scheidenden Rathauschefin, die am Ende als wesentliche Botschaft der Gemeinderatssitzung bleibt.
Ehe die 56-Jährige allerdings final das Wort ergriff, hatte sich der Rat mit einer Reihe von Baugesuchen zu beschäftigen – die allesamt einstimmig (in einem Fall war eine Enthaltung zu vermerken) abgesegnet wurden. Dabei ging es um zwei Neubauvorhaben in Aglasterhausen und Michelbach, Carportneu- beziehungsweise umbauten sowie die Errichtung einer privaten Holzhackschnitzelanlage in Daudenzell.
Vor dem grünen Licht für die Bauangelegenheiten stand noch die Auszeichnung für selbstlosen Einsatz der Blutspender aus Aglasterhausen. Bürgermeisterin Schweiger und die beiden Verantwortlichen des DRK-Ortsvereins, Maria und Peter Schmitt, ehrten dabei für zehnmaliges Blutspenden Irina Braun, Markus Sinther, Helga Wagner, Kevin Wojcik und Ingo Wojcik; bereits 25-mal gespendet haben Dirk Hönig, Michael Marsch und Silvia Schleihauf. Die Blutspender-Ehrennadel in Gold für 50 Spenden ging zudem an Norbert Brenner, die Auszeichnung für sage und schreibe 75 Spenden erhielt Bernhard Bohn.
Nachdem die organisatorischen Hinweise zur Landtagswahl Mitte März vermittelt waren, oblag es dem Gemeinderat, zu entscheiden, wie man mit den Kinderbetreuungskosten für die Monate Januar und Februar 2021 verfahren will. Die Rätinnen und Räte folgten hier einstimmig dem Vorschlag der Verwaltung, der wie folgt aussieht: Die bisher vorläufig ausgesetzten Kinderbetreuungskosten für Januar/Februar werden endgültig erlassen. Für die Notbetreuung erfolgt für den Zeitraum bis 19. 2. eine tageweise Abrechnung der tatsächlich in Anspruch genommenen Betreuung. Die Höhe der Gebühr orientiert sich hier an den Gebühren für die verlängerten Öffnungszeiten. Für die Woche vom 22. bis 26. 2. werden keine Kindergartengebühren erhoben – "eine Art Ausgleich für die frühere Schließung der Einrichtungen im Dezember", so Hauptamtsleiter Friedbert Steck. "Schön, dass wir hier so unkompliziert und familienfreundlich entschieden haben", freute sich nach der Abstimmung Sabine Schweiger.
Für die Bürgermeisterin war die Zusammenkunft in der Sporthalle ihre letzte Gemeinderatssitzung. Bis Anfang April läuft ihre Amtszeit, die März-Sitzung wird Bürgermeister-Stellvertreter Kurt Gallion leiten, mit dem Sabine Schweiger "alle Fragen des Übergangs" besprechen will. Aglasterhausen habe sich "in den letzten acht Jahren zu einer Vorbildgemeinde entwickelt". Wer mit offenen Augen durch Aglasterhausen und seine Ortsteile gehe oder fahre, könne diese gute Entwicklung erkennen. Sie selbst sei dankbar für die Arbeit, die sie für die Gemeinde leisten konnte, ihr Blick sei hier stets ein ganzheitlicher gewesen. "Ich hab mich acht Jahre immer der gesamten Gemeinde verpflichtet gefühlt und auch dementsprechend gehandelt", so Schweiger in ihrer Erklärung. "Die vielen wertvollen Begegnungen mit Bürgerinnen und Bürgern werde ich nicht vergessen."
Nicht vergessen wollte sie auch, dass man in ihrer Amtszeit im Gemeinderat überwiegend zu einstimmigen Beschlüssen gekommen sei, die Sitzungsvorlagen "stets mustergültig" waren. Immer noch erhalte sie Briefe und Mails, erklärte Sabine Schweiger, in denen Bürger(innen) ihre Irritation über das Ergebnis der Bürgermeisterwahl bekundeten. "Meine Erfahrung in all den Jahren war, dass meine Arbeit und Person wertgeschätzt wurden." Umso unverständlicher sei für sie daher ihre Abwahl. "Ich hätte mir mehr Offenheit und Ehrlichkeit in der Auseinandersetzung gewünscht", so die sichtlich bewegte Bürgermeisterin. "Dass dies nicht so war, hat mich enttäuscht und verletzt." Den Weg mit Gemeinderat und Bürgern wäre sie gerne weitergegangen, die Mehrheit der Wähler habe anders entschieden. Ihrem Nachfolger Stefan Kron wünsche sie eine glückliche Hand. "Das Feld ist gut bestellt", schloss die scheidende Verwaltungschefin.