UNICEF: Kinder durch neue Affenpocken-Variante besonders gefährdet
Zu den Hauptleidtragenden einer sich ausbreitenden Mpox-Epidemie im östlichen und südlichen Afrika gehörten Kinder, meldete das Kinderhilfswerk UNICEF am Donnerstag. Die Organisation stütze ihre Aussage darauf, "dass in fünf Ländern Burundi, Ruanda, Uganda, Kenia, Südafrika mehr als 200 bestätigte Fälle registriert wurden". Demnach gebe es Anlass zur Sorge, dass eine neue Variante des Mpox-Virus (Klade Ib) insbesondere bei Kleinkindern zu einer breiteren Übertragung führen könnte.
In Burundi habe man bislang die höchste Zahl von registrierten Infektionen erfasst. Dort seien bis zum 20. August 170 bestätigte Mpox-Fälle in 26 der 49 Distrikte des Landes registriert worden. Fast 60 Prozent aller bisher bestätigten Fälle habe man dort bei Kindern und Jugendlichen unter 20 Jahren festgestellt. Insgesamt zählte man im Jahr 2022 rund 13 Millionen Einwohner in dem ostafrikanischen Staat.
Wie UNICEF erklärte, sei das Risiko einer Affenpocken-Erkrankung in Burundi für Kinder besonders hoch. Dort käme es aufgrund der "geringen Routineimpfungen im Kindesalter" gleichzeitig zu Masernausbrüchen. Obwohl die Affenpocken-Maßnahmen in der Region angelaufen seien, fehle es noch an diagnostischen Testkits, an Medikamenten und an einer "zu geringen Sensibilisierung der Bevölkerung". UNICEF forderte deshalb eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Investitionen in die regionalen Gesundheitssysteme. Etleva Kadilli, UNICEF-Regionaldirektorin für das östliche und südliche Afrika, erklärte:
"Der neue Mpox-Stamm stellt eine ernsthafte Bedrohung für gefährdete Kinder und Familien dar. Neben lebensrettenden Sofortmaßnahmen, Risikokommunikation und grenzüberschreitender Zusammenarbeit müssen Investitionen in die allgemeine Stärkung der Gesundheitssysteme, die Kontinuität grundlegender Dienstleistungen und die Konzentration auf Programme, die das allgemeine Wohlergehen von Kindern fördern, Priorität haben."
Sie wies auch auf die sekundären Folgen von Mpox-Ausbrüchen hin. Diese seien für Kinder und Jugendliche besonders besorgniserregend. Infolge einer Affenpocken-Infektion erlitten sie "Stigmatisierung, Diskriminierung und die Beeinträchtigung von Schul- und Lernprozessen". Frauen und Mädchen müssten ihre kranken Angehörigen pflegen. Dadurch entstünde für sie zusätzlich "ein hohes Risiko geschlechtsspezifischer Gewalt, einschließlich sexuellem Missbrauch und Ausbeutung".
Gemeinsam müsste die internationale Gemeinschaft zeitnah "Pläne zur Unterstützung der Überlebenden" entwickeln. Neben der Bekämpfung der Stigmatisierung müsse vor allem auch die Wiedereingliederung von Kindern in die Schule und in die Gemeinschaft geplant werden. Kadilli forderte, man müsse im Kampf gegen die Affenpocken besonders die Probleme der Kinder berücksichtigen:
"Bei der Bekämpfung des Mpox-Ausbruchs ist es nicht nur notwendig, sondern dringend erforderlich, die Bedürfnisse der Kinder in den Mittelpunkt zu stellen. Ihre erhöhte Anfälligkeit erfordert, dass wir ihnen in dieser kritischen Phase unsere volle Aufmerksamkeit und unsere Ressourcen widmen, um ihren Schutz und ihr Wohlergehen zu gewährleisten." Das Kinderhilfswerk reagiere in der Region Seite an Seite mit der Weltgesundheitsorganisation und der afrikanischen Seuchenschutzbehörde. Dafür bittet UNICEF derzeit um 16,5 Millionen Dollar. Die Mittel dienten dazu, die Vorbereitung und die Reaktion auf die Affenpocken in der gesamten Region zu verbessern.
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