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Nach dem jüngsten Attentat: Das schrieb die MDZ über frühere Anschläge

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Leidige Chronistenpflicht: Unsere Zeitung hat in den gut 25 Jahren ihres Bestehens über viele Terroranschläge berichten müssen. Nach dem jüngsten düsteren Kapitel in der Moskauer Crocus City Hall lohnt sich der Blick zurück: Was wurde nach früheren Attentaten gedacht, gesagt und getan? Gestanden hat es in der MDZ.

Запись Nach dem jüngsten Attentat: Das schrieb die MDZ über frühere Anschläge впервые появилась Moskauer Deutsche Zeitung.

Kurz nach dem IS-Anschlag auf einen russischen Ferienflieger in Ägypten, bei dem am 31. Oktober 2015 alle 224 Menschen an Bord umkamen, erschien die MDZ mit dieser Titelseite.

Beslan

Am 1. September 2004, dem ersten Schultag nach den Sommerferien, nehmen Terroristen in der Kleinstadt Beslan auf einem Schulhof mehr als 1100 Geiseln und verschanzen sich mit ihnen in der Turnhalle. Im Verlauf von drei Tagen und beim Sturm des Gebäudes kommen 333 Menschen ums Leben, davon 186 Kinder. Es ist der traurige Höhepunkt einer Serie von Anschlägen binner kurzer Zeit. Ende August hatten Selbstmordattentäterinnen zwei in Moskau gestartete Flugzeuge in die Luft gesprengt (89 Tote), während eine Explosion vor der Moskauer Metrostation Rischskaja zehn Menschenleben forderte.

In Moskau wurde daraufhin das Stadtfest abgesagt, das traditionell am ersten September-Wochenende stattfindet. Unter der Überschrift „Moskau glaubt den Tränen doch: Der 857. Stadtgeburtstag war einer der stillsten“ schreibt die MDZ: „Selbst im Krieg, daran haben dieser Tage viele Russen erinnert, wurden in Moskau Feste gefeiert. Wozu auch die Seele noch weiter verdunkeln, wenn durch traurige Umstände die Vorhänge sozusagen ohnehin schon zugezogen sind? Aber nach der Serie von schockierenden Gewaltakten mit Hunderten von Toten hat der psychologische Ausnahmezustand diesmal auch die Stadtregierung veranlasst, alle offiziellen Veranstaltungen zum 857. Geburtstag von Moskau abzusagen. […]

Gedenken an die Toten auf einem Friedhof in Beslan (Foto: Tino Künzel)

Bisher hatte die Standardformel in ähnlichen Fällen immer gelautet: Wir lassen uns von Terroristen nicht diktieren, was wir organisieren oder auch nicht, das spielt ihnen nur in die Hände. Das Umdenken war unter dem Eindruck der Bilder aus Beslan folgerichtig, aber nicht allein deshalb. Garantierte Sicherheit bleibt auch bei massivem Polizeieinsatz und verschärften Kontrollen eine Illusion, das müssen sich selbst jene eingestehen, die mit noch mehr Restriktionen auf potenzielle Risiken reagieren wollen. Und die Verantwortung dafür, nach den jüngsten Ereignissen Hunderttausende zu einer spektakulären Geburtstagsparty einzuladen, konnte niemand übernehmen. Ganz abgesehen davon, dass ohnehin keiner in der Stimmung für Jubel, Trubel, Heiterkeit war.“

Ein anderer Beitrag beschäftigt sich mit der Arbeitsmigration, einem Milieu, das vielen nicht geheuer ist und als Nährboden für Terrorismus verdächtigt wird. „Nach Schätzungen von Experten arbeitet eine Million Migranten in Moskau illegal. Zum Teil mit Wissen der Miliz. Die fährt zum Beispiel auf einer Baustelle vorbei und kassiert 500 Rubel für das Fehlen der Registrierung. Dasselbe wiederholt sich täglich. Eine einträgliche Ertragsquelle.

Und auch das gibt es: In einer Ein-Zimmer-Wohnung können gut und gerne 200 Leute regis­triert sein. Oder: Der Fahrer einer Straßenbahn wird bei laufendem Betrieb auf die Stichhaltigkeit seiner Papiere kontrolliert, für die Passagiere heißt es gegebenenfalls, auszusteigen. Der Paragraphen­dschungel ist im Übrigen ein gefundenes Fressen für allerlei dubiose Agenturen, die Hilfe bei der Registrierung anbieten. Ihre Zahl wächst mit jedem Tag. Dass der gesamte Akt so undurchsichtig ist, kommt ihnen entgegen. Sollte sich Moskau zur Gefahrenabwehr tatsächlich von einem beträchtlichen Teil jetziger oder möglicher zukünftiger Migranten trennen wollen, müssten wirtschaftliche Folgen mit einkalkuliert werden. Massiv betroffen wäre vor allem der Niedriglohnsektor, was steigende Preise bei Waren und Dienstleistungen erwarten ließe. Auch der Wohnungsmarkt käme nicht ungeschoren davon: Momentan gehen 70 Prozent neuer Immobilien an Zugereiste.

Aber irgendwelche Opfer würden von den Bürgern aus Einsicht in die Notwendigkeit vermutlich in Kauf genommen, wenn es denn nützt. Doch inwieweit solche Einschnitte das Terrorrisiko effektiv senken, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Solange in den betreffenden Institutionen, die für die Umsetzung eines jedweden neuen Systems zuständig sind, nur die richtigen Leute geschmiert werden müssen, um es zu unterlaufen, sind die Hoffnungen theoretischer Natur. Wer nicht einmal den Feind in den eigenen Reihen – die Korruption – besiegen kann, minimiert seine Chancen im Kampf mit äußeren Feinden.“

Moskauer Metro

Am 29. März 2010 wird der morgendliche Berufsverkehr in der Moskauer Metro zum Albtraum. In zwei haltenden Zügen an den Stationen Lubjanka und Park Kultury gehen im Abstand von weniger als einer Stunde Sprengsätze hoch, gezündet von Selbstmordattentäterinnen. Insgesamt sterben 41 Menschen.

In der MDZ erscheint dazu ein Text unter der Überschrift „Wider die Hysterie“. Darin heißt es: „Dass in nordkaukasischen Teilrepubliken Bürgerkrieg herrscht, wurde vielen Moskauern erst durch die grausamen Selbstmordanschläge in der Metro bewusst. Die Entfremdung zwischen dem russischen Kernland und dem Nordkaukasus wird von Jahr zu Jahr größer. Über Alltag und Kultur der Vielvölkerregion erfährt der durchschnittliche Russe in den Medien so gut wie nichts. In diesem Informationsvakuum gedeihen antikaukasische Stimmungen.“

Die MDZ spricht auch mit Dmitri Gutjahr, einem 13-jährigen Schüler aus Sibirien. Er war als Teilnehmer eines Deutschwettbewerbs unserer Jugendzeitschrift Schrumdirum nach Moskau gekommen und Augenzeuge des Attentats geworden: „Meine Mutter und ich hatten uns mit meinem Vater, der in Moskau lebt, getroffen, und waren in den stockenden Metroverkehr auf der roten Linie gekommen. Es war sehr eng im Wagen. Als wir in der Station Park Kultury ausstiegen, explodierte im gegenüberstehenden Waggon die Bombe. Es gab ein helles Licht und alles vibrierte. Im Rauch sahen wir Leichen und blutende Menschen. Meine Mutter wollte mir die Augen zuhalten, aber ich habe trotzdem alles gesehen. Dann liefen wir zu den Rolltreppen und kamen ins Freie.“

In der Unterführung zu Moskauer Metrostation Puschkinskaja, wo ein Anschlag am 8. August 2000 das Leben von 13 Menschen kostete und 118 weitere verletzt wurden, erinnert diese Tafel an das Geschehen. (Foto: Tino Künzel)

Bei einer Umfrage unter in Moskau lebenden Deutschen kommt unter anderem die evangelische Pfarrerin Christina Schnepel zu Wort: „Wir sind jetzt als Familie seit etwas über einem halben Jahr hier in Moskau und haben die Stadt bisher nicht als dunkel und bedrohlich empfunden, sondern die Menschen als offen, freundlich und hilfsbereit erlebt. In unseren Gottesdiensten am Karfreitag und Ostersonntag haben wir die Anschläge natürlich aufgegriffen, vor allem bei den Jugendlichen herrscht da so eine diffuse Angst. Sie machen sich Gedanken, inwieweit sie diese Anschläge betreffen und wie sie damit umgehen sollen. Ich will meine Angst und Trauer nicht negieren, aber Angst allein ist kein guter Lebensbegleiter. Jetzt nicht mehr die Metro zu nehmen, bringt in meinen Augen deshalb gar nichts. Mir sagt mein Glaube, dass ich nicht anders leben kann, als aus der Hoffnung heraus. Was mir dennoch große Sorgen bereitet, ist die Frage, wie es denen gehen wird, die friedlich in Moskau leben und arbeiten wollen, aber jetzt aufgrund ihrer kaukasischen Herkunft gebrandmarkt werden. Das menschliche Miteinander – auch das zwischen den Völkern – wird durch solche Anschläge stark gefährdet. Das ist für mich eigentlich das Schlimmste.“

Domodedowo

Am Nachmittag des 24. Januar 2011 jagt sich ein Selbstmord­attentäter in der Ankunftshalle des Moskauer Flughafens Domodedowo in die Luft und reißt 36 Menschen mit in den Tod.

Der Moskauer Flughafen Domodedowo (Foto: Tino Künzel)

Die MDZ blickt in ihrem Artikel über das Geschehen hinaus auf die Geschichte der Eroberung des Kaukasus durch Russland im 18. Jahrhundert und den heutigen Umgang Moskaus mit der Konflikt­region. „Modernisiert wurde mit Gewalt. Die politische Grenzziehung der Sowjetrepubliken überging die ethnischen Fragen. Sie sind bis heute im Nordkaukasus mit seinen sechs Millionen Einwohnern brisant geblieben. […] Da hilft auch Alexander Chloponin nicht. Den Unternehmer hatte Präsident Dmitri Medwedew Anfang vergangenen Jahres zum Nordkaukasus-Beauftragten ernannt. Er soll Konzepte vorlegen, für Frieden sorgen. Der Wirtschaftsexperte lässt Skigebiete anlegen und Hotels planen. Gegen die Machtstrukturen im Nordkaukasus kommt er aber nicht an. Wie die gesamte russische Führung. Die „totale Kontrolle“, von russischen Machthabern ersehnt, sie offenbart lediglich die Schwäche.“

Wolgograd

Bei drei Bombenanschlägen in Wolgograd, verübt am 21. Oktober, 29. und 30. Dezember 2013 in zwei Linienbussen und im Bahnhofsgebäude, werden 42 Menschen getötet.

Die MDZ beschreibt die Atmos­phäre, die anschließend in Wolgograd herrschte. „Nachdem zuerst Panik aufgeflammt und das Mobilfunknetz zusammengebrochen war, herrschte in der südrussischen Metropole geradezu geisterhafte Stille. Clubs und Restaurants blieben geschlossen, viele Bürger gaben Eintrittskarten für Zirkus- und Theatervorstellungen zurück. Die für Russland so bedeutenden Feiertage waren von angespanntem Warten, Angst und Trauer in den eigenen vier Wänden geprägt. Wer sich doch heraustraute, ging möglichst zu Fuß.“

Der Bahnhof von Wolgograd (Foto: Tino Künzel)

Aber warum hatte es Wolgograd getroffen, gleich mehrfach und damit alles andere als zufällig? „Die „Theorie des geringsten Widerstands“ wurde vielfach geäußert, und in der Tat waren die Sicherheitsvorkehrungen vor Ort niedriger als in anderen Metropolen. Auch die geografische Lage der aus der Perspektive des Kaukasus nächstgelegenen Millionenstadt schien ein plausibler Grund zu sein. Der Verkehrsknotenpunkt Wolgograd gilt als „Tor zu Südrussland“ und ist zudem für potentielle Attentäter mit Fernbussen erreichbar, die in der Regel weniger streng kontrolliert werden als Zug- oder Flugverbindungen.“

Doch auch die symbolische Bedeutung der Stadt dürfe nicht unterschätzt werden. „Wolgograd trägt, wie zwölf andere russische Städte, den Zusatz „Gorod geroj“ – Heldenstadt. Kriegerisch und unerbittlich reckt sein Wahrzeichen, die 85 Meter hohe Statue „Mutter Heimat“, das Schwert in die Lüfte. Die blutige Kesselschlacht von Stalingrad, die einst eine enorme Anzahl an Opfern forderte und als Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs gilt, machte die südrussische Metropole zu einem emotional stark aufgeladenen Nationalsymbol. Wer sie trifft, trifft das russische Selbstverständnis mitten ins Herz.“

Tino Künzel

Запись Nach dem jüngsten Attentat: Das schrieb die MDZ über frühere Anschläge впервые появилась Moskauer Deutsche Zeitung.




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